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Foto: Raymond Clement / Naturpark Our

Foto: Franz Kovacs

Was Biologische Vielfalt mit Klimawandel zu tun hat

Klima und biologische Vielfalt stehen in enger Wechselbeziehung zueinander. Die Biosphäre bindet und speichert atmosphärischen Kohlenstoff, der ansonsten zum Klimawandel beitragen würde. Genauso hat das Klima Einfluss auf die biologische Vielfalt: Steigende Temperaturen zwingen Tiere und Pflanzen beispielsweise dazu, ihre Lebensweise zu verändern. Wie der Klimawandel und die biologische Vielfalt miteinander zusammenhängen, können Sie im Folgenden nachlesen.

Warum der Klimawandel eine Tatsache ist

Dass es den Klimawandel wirklich gibt, ist mittlerweile wissenschaftlich genauso unumstritten, wie die Tatsache, dass die Erde rund ist. Zudem bestätigen mehr als 97 Prozent aller wissenschaftlichen Arbeiten zweifelsfrei, dass der Klimawandel menschgemacht ist. Wer selbst nachweisen möchte, wie sich das Klima in den Naturpark-Regionen verändert, kann dies mittels eigener Messungen, Wanderungen oder Beobachtungen tun.

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Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) liefert nicht nur die Wetterdaten für die Zeit im Bild, sondern ist auch der älteste eigenständige Wetterdienst der Welt. Seit 170 Jahren werden durch die ZAMG Tag für Tag Temperaturmessungen in Österreich durchgeführt. Sieht man sich diese Daten an, erkennt man unzweifelhaft, dass die Durchschnittstemperatur um rund 1,8° Celsius angestiegen ist und zwei Drittel dieser Erwärmung innerhalb der letzten 50 Jahre stattgefunden haben. Seit der Jahrtausendwende jagt ein Hitzerekord den anderen und hat uns mit dem Jahr 2018 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen eingebracht.

Wenn Sie wollen, können Sie auch einfach selbst auf Rekordjagd gehen, indem Sie die Tagestemperaturen in ihrer Region regelmäßig über mehrere Jahre mitschreiben und sich damit die Beweise für den Klimawandel selbst vorlegen.

Was die Temperaturerhöhung mit Schnee und Eis macht, können Sie bei einer kleinen Bergtour zu unseren letzten Gletschern wie dem Wasserfallferner im Naturpark Ötztal erwandern. Dabei wird für jedes Kind augenscheinlich, dass die Eispanzer immer weniger werden und sich die Gletscherzungen immer weiter zurückziehen. Aufgrund ihrer Trägheit reagieren Gletscher nur auf langfristige Klimaveränderungen und sind dadurch ein gutes, natürliches Beweismittel für den Klimawandel.

Doch auch beim Niederschlag in flüssiger Form hat der Klimawandel seine Finger im Spiel. In Zukunft müssen wir mit der Tatsache zurande kommen, dass Starkregenereignisse zwar nicht häufiger, aber dafür intensiver ausfallen werden. Auch das kann man durch einfache Niederschlagsmessung vor der Haustüre bestätigen.


Wie sich der Klimawandel auf die Biodiversität auswirkt

Zum Glück verbringen viele Menschen ihre Wochenenden oder Urlaube immer öfter in unseren wunderschönen Naturparken, statt dem Klima mit endlosen Fernreisen zuzusetzen. Genauso wie wir Menschen auf den Klimawandel reagieren, tun das auch viele Pflanzen und Tiere. Sie verändern ihre Bewegungsmuster und Lebensgewohnheiten.

 

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Durch die Verlängerung der Vegetationszeit, Temperaturerhöhungen, Trockenperioden und Starkniederschläge geraten einige uralte Beziehungen zwischen Tieren, Pflanzen und ihrer Umwelt in Bewegung. So geraten Waldbäume, wie die Fichte, aufgrund der immer häufigeren Trockenperioden zunehmend unter Klimastress. Dafür sorgt auch der Borkenkäfer, der durch die steigende Temperatur und die Verlängerung der Vegetationsperiode mehr Generationen im Jahr ausbilden kann und damit mehr Fichten schädigt als früher. Dabei gewinnt der Käfer und verliert die Fichte. Mehr Generationen bildet auch der Tagfalter Kleiner Fuchs, dessen Raupen Sie sicher von Ihren Brennnesseln im Garten kennen. Je wärmer desto nachwüchsiger, könnte man sagen.

Wer südländische Insekten mag, braucht eigentlich nur Geduld, anstatt zu verreisen. Der Klimawandel sorgt nämlich dafür, dass die Tiere zu uns kommen. So ist etwa die ursprünglich aus Afrika stammende, wärmeliebende Gottesanbeterin speziell im pannonischen Raum längst keine Seltenheit mehr. Langsam aber sicher, tastet sie sich dabei auch in höhere Lagen vor und zählt somit definitiv zu den Gewinnern des Klimawandels. Dass sie ein attraktives Beispiel für die Verschiebung von tierischen und pflanzlichen Verbreitungsgrenzen von Süden nach Norden ist, gilt bei Biolog*innen mittlerweile so sicher wie das Amen im Gebet. Würde von jetzt an die jährliche Durchschnittstemperatur um weitere 2° Celsius steigen, würden sich die Verbreitungsgrenzen vieler Pflanzen und Tiere noch einmal um 500 Kilometer nach Norden verschieben.

Bewegung kommt aber auch von unten nach oben ins Spiel. Durch steigende Temperaturen verschieben sich die Höhenstufen der Vegetation und der Tierwelt sukzessive nach oben. Als Faustzahl sind das rund 100 Meter Seehöhe pro 0,5° Celsius. Für Pflanzen und Tiere wie das Schneehuhn, die oberhalb der Baumgrenze leben, ist aber irgendwann einmal Schluss. Für das Schneehuhn noch kein Drama, es kann der Klimaerwärmung davonfliegen und sein Gesamtbestand ist noch gesichert. Das kann man von seltenen Pflanzen, wie dem Nordostalpen-Leuenzahn, die nur an ganz wenigen Standorten überlebt haben, leider nicht behaupten. Für sie sind wir Menschen und unsere Klimamaßnahmen überlebenswichtig.


Wie sich die Biodiversität auf den Klimawandel auswirkt

„Viel bringt viel“ stimmt beim sportlichen Training oft, aber nicht immer. Dass eine größere Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten, Lebensräumen und Kulturlandschaftselementen eindeutig die Chancen erhöht, mit Auswirkungen des Klimawandels besser zurecht zu kommen, stimmt dagegen immer.

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Intensive Landnutzung zählt zu den treibenden Faktoren des Klimawandels. Je einförmiger und intensiver genutzt wird, desto größer ist die Gefahr klimaschädlicher Wirkungen, so die Grundformel. Was vielfältige Kulturlandschaften und biodiverstitätsfördernde Landbewirtschaftung bewirken können, zeigen wieder einmal die Naturparke.  

Aktuelle Untersuchungen zu Positivwirkungen von Biodiversität auf das Klima zeigen, dass mehr Vielfalt im Grünland nicht nur die Bildung pflanzlicher Biomasse erhöht, sondern auch die Aktivität und genetische Vielfalt von Bodenmikroorganismen fördert. Diese wandeln den Kohlenstoff aus Pflanzen vermehrt in organische Bodensubstanz um. Kohlenstoff wird so länger im Boden gebunden und nachhaltig der Atmosphäre entzogen, wo er ansonsten als Bestandteil von Treibhausgasen klimaschädlich wirkt. Ein schöner Nachweis für die Wichtigkeit artenreicher, bunter Wiesen und Weiden der Naturparke für ein gutes Klima.

Positive Spitzenreiter beim Klimaschutz sind natürlich auch unsere Moore. Das durchschnittliche Moor in Österreich speichert in den oberen 50 Zentimetern des Bodens rund 150 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar. Umgerechnet auf den Naturpark Heidenreichsteiner Moor bedeutet das bei seinen ca. 30 Hektar intakten Moorflächen eine Kohlenstoffspeicherung von rund 4.500 Tonnen. Weltweit gesehen speichern Moore sogar mehr Kohlenstoff pro Hektar als jedes andere Ökosystem und sogar Regenwälder müssen sich dabei hinten anstellen.

Da es beim Klima, neben der CO2-Bindung, aber auch um die Minderung von Folgewirkungen wie Starkregenereignissen geht, drängen sich vielfältige Wälder wieder in die erste Reihe. Durch die dichte Durchwurzelung des Bodens entsteht ein gigantisches Hohlraumsystem zur Wasserspeicherung, und das dichte Blätterdach schirmt den Boden vor Schlagregen ab.

Apropos schirmen. Je mehr Biodiversität wir in unseren Kulturlandschaften haben und haben werden, desto stärker wird unser Schutzschirm gegen die Auswirkungen des Klimawandels sein. Darauf kann man sich auf jeden Fall verlassen.

 


Wie der Klimawandel in den Naturparken ankommt

Zwischen dem östlichsten Naturpark Neusiedler See – Leithagebirge und dem westlichsten Naturpark Nagelfluhkette liegen über 500 Kilometer Luftlinie und über 1.500 Höhenmeter. Gerade weil unsere Regionen so unterschiedlich sind und die Auswirkungen des Klimawandels regional anders ankommen, können wir heilfroh sein, dass es die Naturparke gibt.

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Während etwa der Rückgang an Tagen mit Schneebedeckung für unsere höher gelegenen Regionen auch touristisch Probleme macht, haben Mensch und Natur in den Niederungen des Ostens mit den immer häufiger auftretenden Trockenphasen zu kämpfen. Weil in jeder Region die Auswirkungen des Klimawandels anders sichtbar und spürbar sind, müssen für die Lösungen zur Anpassung die jeweils speziellen Bedürfnisse und regionalen Herausforderungen im Vordergrund stehen. Was für alle Regionen wieder gleich ist, ist, dass die besten Lösungen dann zustande kommen, wenn alle Betroffenen gemeinsam daran arbeiten.

Zum Glück haben wir dazu die 48 Naturparke Österreichs, die seit über 25 Jahren gemeinsam an einem Strang ziehen. Die Naturparke verfügen über ein geniales Netzwerk, in dem alle Landschaftstypen, Probleme und Chancen unseres schönen Österreichs zu finden sind. Und mit dem Doppelfokus der Naturparke auf biologische Vielfalt und Klima, haben wir ihre Tatkraft genau dort, wo wir sie brauchen, um die Herausforderungen der Zukunft dieser beiden Megathemen zu bewältigen.


Wie auch immer der Klimawandel bei den Menschen in den Naturparken ankommt, steht jedenfalls außer Zweifel, dass wir uns glücklich schätzen können, dass der Klimawandel menschgemacht ist. Das mag auf den ersten Blick unlogisch klingen, aber nur genau deshalb haben wir auch die Möglichkeit, mit einer Veränderung unserer Handlungen alles wieder zum Besseren zu wenden. Diese Chance hätten wir nicht, wenn der aktuelle Klimawandel rein natürliche Ursachen hätte, dann müssten wir uns nämlich wirklich große Sorgen machen und hätten genau Null Chance, das Klima wieder lebenswert zu machen.

Wie die Klimaerwärmung in den Naturpark-Regionen tatsächlich ankommt, kann man übrigens wunderbar einfach vor der Haustüre messen. Wie das geht, können Sie im Folgenden nachlesen!

 

 


Wie man den Klimawandel vor der Haustüre messen kann

Um zu erfahren, wie sich das Klima vor der eigenen Haustüre verändert, muss man keine teuren Messgeräte kaufen. Wie wunderbar einfach das mit Hilfe von heimischen Tieren und Pflanzen funktioniert, die weder Strom fressen noch Sondermüll produzieren, zeigen die Naturparke mit ihren Naturkalender-Initiativen. Dabei leisten Kinder und Erwachsene wertvolle Pionierarbeit für die weltweite Klima- und Naturforschung.

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Mit doppelt so hoher Geschwindigkeit wie im weltweiten Durchschnitt ist die Jahresmitteltemperatur im Alpenraum während der letzten 100 Jahre um etwa 1,8° Celsius angestiegen. Auf die steigenden Temperaturen reagieren auch unsere Tiere und Pflanzen, indem sie immer früher ausflattern oder zu blühen beginnen. Vor allem Pflanzen funktionieren als äußerst empfindliche Messinstrumente der bodennahen Atmosphäre und zeigen mit den Zeitpunkten der Blüte oder Fruchtreife Jahr für Jahr ganz genau an, wie Temperaturverlauf, Sonnenscheindauer und Niederschlag am Pflanzenstandort zusammenwirken.

Und genau das messen viele Naturpark-Bewohner*innen regelmäßig, indem sie Zeitpunkte wie den Blühbeginn des Schwarzen Hollers oder die erste Sichtung eines Zitronenfalters mit Stift und Papier oder mithilfe der Naturkalender-App aufschreiben und die Jahre miteinander vergleichen. Wenn man das regelmäßig macht, hat man einen genialen Naturkalender zur Hand und versteht besser und besser, wie der Klimawandel bei Tieren und Pflanzen ankommt.

Durch das Engagement vieler Naturparke ist es gelungen, über 100 lebendige Klimamessstationen an Naturpark-Schulen, Gärten und Bauernhöfen zu verwurzeln. Sie bestehen aus Hecken mit immer zehn gleichen, heimischen Gehölzarten. Die Beobachtungen der letzten Jahre an diesen Hecken haben gezeigt, dass der Frühling mit der ersten Blüte um durchschnittlich sieben bis zehn Tage früher ins Land zieht als noch vor 30 Jahren und die Wiesen bis zu drei Wochen früher mähreif werden als zu Großmutters Zeiten. Die hätte sich wahrscheinlich nie im Leben gedacht, dass die Pionierarbeit der Naturparke einmal Eingang in die weltweite Klima- und Naturforschung findet. Aber genau das passiert gerade in diesem Moment, indem internationale Forscher*innen Beobachtungsdaten für Klimamodellierungen verwenden und dank der Naturpark-Arbeit immer besser verstehen, wie sich der Klimawandel auf unsere biologische Vielfalt auswirkt.

 

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