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Foto: Pixabay/Myriams Fotos

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Landschaften voller Delikatessen

Insekten bilden durch ihre enorme Anzahl und Biomasse wesentliche Bestandteile in den Nahrungsnetzen und Nahrungsketten – 9 von 10 heimischen Tieren sind Insekten. Insektenreiche Lebensräume sind gedeckte Tische für zahlreiche größere Tierarten. Insekten sind unverzichtbar für ein intaktes ökologisches Nahrungsnetz!

Der Ökologe Martin Müller im Naturpark Weissensee zeigt uns in diesem Video seine faszinierenden Landschaften voller Delikatessen.

Ohne sie geht’s nichtInsekten in den Nahrungsnetzen

Sehr viele unterschiedliche Tierarten fressen Insekten, ob Grasfrosch, Bergeidechse, Waldspitzmaus, Igel, Großes Mausohr, Schwarzkehlchen oder Wespenbussard. Nicht zu vergessen sind Spinnen und natürlich die räuberischen Insekten selbst, wie Laufkäfer, Raubfliegen und Raubwanzen. Sie bilden die mittlere Stufe in den Nahrungsketten, die Pflanzenfresser vertilgen, aber auch von größeren Räubern erbeutet werden. Insektensterben sorgt für Nahrungsmangel!

Knapp 40.000 verschiedene Arten leben in Österreich. Weltweit sind etwa eine Million verschiedene Insektenarten bekannt sind und man vermutet, dass ein Vielfaches noch unentdeckt ist. Damit sind mehr als 60% aller beschriebenen Arten Insekten. Den sechsbeinigen Insekten kommt aufgrund ihrer Biomasse und Anzahl an unterschiedlichen Arten in allen Lebensräumen eine zentrale Rolle in den Nahrungsketten zu – wobei es sich um komplizierte Nahrungsnetze handelt, die kaum erforscht sind. Jedenfalls weiß man, dass ohne die kleinen Pflanzenfresser nicht viel geht. Und je mehr unterschiedliche Pflanzenarten in den Lebensräumen vorkommen, umso mehr Tierarten können auftreten. Leider sind artenreiche Standorte wie Magerwiesen, Brachen, Ackerränder, Ufergehölzstreifen und Hecken vielerorts stark reduziert, leiden unter einer Nicht-Pflege oder dem allgegenwärtigen Stickstoffeintrag aus einer flächig überdüngten Landschaft.

Ob eine bestimmte Zikaden- oder Fliegenart verschwindet, ist an sich nicht das Schlimme. Dramatisch wird es nur, wenn die Masse an Tieren wegbricht. Und das ist der Fall: Heute leben etwa 75 Prozent weniger Insekten als noch vor rund 25 Jahren. Vor allem sind es die Großinsekten, die zuerst verschwinden – sie vertragen keine monotonen Ackerkulturen, häufiges Düngen und Mähen. Die Auswirkungen spüren ihre Räuber wie Neuntöter, Blauracke, Wiedehopf, Große Hufeisennase, Feldlerche, Kiebitz oder Rebhuhn. Alle diese Arten nehmen im Bestand ebenfalls stark ab.

Fotohinweise für Collage:
Franz Kovacs, Herfried Marek, Ewald Neffe, Pixabay/Hans Braxmeier, Pixabay/Sergio Cerrato, Pixabay/Jerzy Górecki, Pixabay/jggrz, Pixabay/Leeyoungku, Pixabay/Christa Mahler, Pixabay/Myriams-Fotos, Pixabay/Marc Pascual, Pixabay/Christel Sagniez, Pixabay/WikiImages, Pixabay/jakob-wiesinger, Markus Priller

Erstaunlich, aber wahr

Insekten sind faszinierende Lebewesen. Auch viele Räuber und Delikatessen haben  erstaunliche Fähigkeiten:

Laufkäfer können zu ihrer Verteidigung übelriechende, brennende Sekrete abfeuern und dabei bis auf einen Meter Entfernung genau zielen. Der Bombardierkäfer, eine spezielle Laufkäfer-Art, kann darüber hinaus auf seine Feinde explosionsartig und mit lautem Knall einen ätzenden und 100°C heißen Chemiecocktail schießen.

Wie können Eintagsfliegen trotz so vieler Feinde überleben? Eintagsfliegen haben eine hohe Vermehrungsrate – ein einziges Weibchen legt etwa 5.000 Eier!

Waldameisen halten Blattläuse wie Milchkühe! Sie betreuen sie, schützen sie vor Feinden und tragen sie sogar an bessere Futterstellen. Im Gegenzug dürfen die Ameisen die Blattläuse „melken“ und erhalten somit den süßen Honigtau.

Zikaden sind Weltmeister im Hochsprung! Im Verhältnis zur eigenen Körpergröße kann kein anderes Insekt so hoch und weit springen – einige Arten schaffen das 100-fache ihrer Körpergröße. Umgerechnet auf einen erwachsenen Menschen, müsste dieser aus dem Stand knapp 200 m weit springen können.

Was kann ich tun?

Für Insekten und viele andere Tiere und Pflanzen sind eine abwechslungsreiche Landschaft, viele Hecken, Bäume, Teiche und nicht so häufig gemähte oder gar nicht genutzte Lebensräume sehr wichtig. Dabei reichen oft ein paar Quadratmeter aus, die als Blühfläche stehen bleiben, wo heimische Gehölze gepflanzt werden oder ein kleiner Teich gegraben wird. Viele Insekten sind gut flugfähig und können neu entstandene Lebensräume schnell besiedeln – die Natur ist sehr dankbar, über jeden kleinen Fleck, der blüht, nicht mit Pestiziden behandelt wird oder einfach ungestört bleibt.

Hier haben wir ein paar Tipps, die dabei helfen, dass Räuber und Delikatessen bessere Lebensmöglichkeiten haben:

  • Blühfläche oder Blühstreifen anlegen
  • Wiese bis zum Aussamen stehen lassen
  • „wilde“ Wiesenstreifen und -ecken im Garten stehen lassen, die weder gemäht noch betreten werden. Brennnessel, Gräser und Klee sind für viele Insekten überlebenswichtig!
  • Hecke pflanzen: In heimischen Wildstrauchhecken fühlen sich Käfer, Bienen, Schmetterlinge und Vögel sehr wohl!
  • Brachestreifen stehen lassen
  • alte und tote Bäume stehen lassen
  • liegen gelassenes Laub, Häufen mit Astschnitt und Totholz sind ein wertvoller Rückzugsort für Insekten
  • verschiedene heimische Pflanzen für Insekten im Garten pflanzen
  • Unterkünfte für Nützlinge bauen (z. B.: Marienkäfer, Ohrwürmer, Florfliegen)
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