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Foto: Raymond Clement / Naturpark Our

Foto: Franz Kovacs

Interreg-Projekt - Naturpark Heidenreichsteiner Moor

Connecting Nature AT-CZvon Horst Dolak

Projektbeschreibung

Dieses Projekt war eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den niederösterreichischen Regionen Wald-, Most- und Weinviertel sowie den tschechischen Kreisen Südböhmen, Vysočina und Südmähren. Im Wesentlichen wurden drei Kernthemen behandelt:

Durch Straßenbau, Siedlungen und dergleichen wird zunehmend der Lebensraum der Wildtiere beschnitten bzw. wird ein genetischer Austausch innerhalb der Arten immer schwieriger und es kommt zur Degeneration. Deshalb wurden weitreichende Wildkorridore entwickelt und umgesetzt.

In den erwähnten Gebieten wurden und werden durch Entwässerungen zum Zwecke der forstlichen Nutzung und durch Torfabbau Moore erheblich beeinträchtigt oder zerstört. Daher widmete sich der zweite Schwerpunkt dem Schutz beziehungsweise der Renaturierung von Mooren.

Der dritte Schwerpunkt bestand in der Vernetzung, im Erfahrungsaustausch und der Klärung der Frage des künftigen Vorgehens.
Das allgemeine Projektziel war es, Natura-2000 Schutzziele umzusetzen und Ökosysteme, Biodiversität sowie attraktive Erholungsräume zu fördern.

Insgesamt gab es elf Projektpartner aus den beiden Ländern:

  • Nationalpark Thayatal GmbH als Leadpartner
  • Amt der NÖ Landesregierung, Abt. Naturschutz mit Inhousevergabe an die ENU
  • NÖ Regional GmbH
  • Universität für Bodenkultur Wien
  • Österreichische Bundesforste AG
  • Österreichischer Naturschutzbund, Landesgruppe Niederösterreich
  • Agentur für Naturschutz der Tschechischen Republik
  • Botanisches Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften
  • Kreis Südböhmen, Sektion Umwelt, Landwirtschaft und Forstwirtschaft
  • Kreis Vysočina
  • Nationalpark Podyjí

Gesamtdauer des Interreg-Projekts: Oktober 2017 bis Juni 2021

 

Umsetzung

Monitoring: Es wurden im Bereich des Naturschutzgebietes „Gemeindeau“ neun vollautomatisierte Wasserpegel-Messstationen installiert, die in halbstündigen Intervallen sämtliche physikalische, relevante Größen wie Temperatur, Luftdruck, Wasserstand usw. messen, um den hydrologischen Zustand der Moorflächen zu kontrollieren und notwendige Maßnahmen effizient umsetzen zu können. Diese Maßnahmen wurden mit Unterstützung des Naturschutzbundes durchgeführt.

 

Entfernung von Gehölzen im Moorwaldbereich: Da speziell Fichten den Boden unter ihren Ästen vom UV-Licht stark abschirmen, können sich darunter keine Torfmoose mehr entwickeln. Daher wurden im Zuge des Projekts Fichten gefällt, mit Seilzug auf die Forststraße verbracht und abtransportiert. Diese Maßnahmen wurden durch die ÖBF AG durchgeführt.

 

Entfernung des ehemaligen Aushubmaterials des Straßengrabens: Als vor vielen Jahrzehnten die Forststraße durch das Naturschutzgebiet in Nord-Süd-Richtung gebaut wurde, wurde seitlich jeweils ein Entwässerungsgraben angelegt und das Aushubmaterial dahinter (moorseitig) abgelegt. Dieser ehemalige Torfboden wurde damit dem Wasser entzogen und zersetzt, was starken Bewuchs mit Gehölzen zur Folge hatte. Dieser aufgeschüttete Wall wurde im Bereich südlich des Prügelstegs auf einer Lauflänge von ca. 80 m entfernt und fachgerecht entsorgt. Diese Maßnahme wurde durch die ÖBF AG durchgeführt.

 

Holzdämme in ehemaligen Entwässerungsgräben: Schwerpunkt der Umsetzungsmaßnahmen im Naturpark war die Installation von 18 Spundwänden aus Lärchenholz in besagten Drainagegräben. Hierzu wurden Nut- und Federpfosten entweder – wo es möglich war – mittels Bagger ins Erdreich gedrückt oder mittels Vorschlaghammer bis zur Sedimentschicht in den Torfkörper geschlagen. Diese Staue wurden im Vorfeld nivelliert und kaskadenartig mit Überlauf versehen. Dies blockiert die eigentliche Funktion eines Straßengrabens, nämlich das Wasser abzuleiten und trägt damit zum Anheben des notwendigen Wasserstands und zur hydrologischen Stabilisierung bei. Da Torf wassergesättigt sein muss, um sich nicht zu Erde zu zersetzen und den gebundenen Kohlenstoff in Form von CO2 abzugeben, ist eine permanente Wassersättigung notwendig. Diese Maßnahme wurde durch die ÖBF AG durchgeführt.

 

Rolle des Naturparks

Die Begehungen und Planungen für die diversen Umsetzungen fielen in den Zeitraum von Februar 2020 bis August 2020. Die Durchführung der geplanten Maßnahmen dauerte im Naturpark Heidenreichsteiner Moor von Dezember 2020 bis Jänner 2021.

Sowohl bei der Planung als auch bei Durchführung wurde die Geschäftsführung des Naturpark-Vereins eingebunden. Ein im Zuge dieses Projekts durch den Naturschutzbund organisierter, ehrenamtlicher Pflegeeinsatz wurde unter anderem mit tatkräftiger Unterstützung vieler Mitglieder des Naturpark-Vereins durchgeführt.

 

Resümee

Die Speicherung der Daten der Auto-Pegel funktioniert bis dato einwandfrei und es sind – seit der Installation dieser – lückenlose Datensätze vorhanden, was ein Monitoring im GI-Bereich stark vereinfacht und schlüssige, geeichte Datengrundlagen hervorbringt.

Die Entfernung der Fichten im Bereich des Moorwaldes hat nach etwa einem halben Jahr bereits die Entwicklung der ersten Torfmoose auf diesen Flächen zur Folge gehabt, was für das Torfwachstum und die damit zusammenhängende Versauerung des Bodens wichtig ist.

Die Entfernung des Walls zeigte ebenfalls eine positive Wirkung, einerseits dadurch, dass die Vererdung durch das „Unterwassersetzen“ dieses Bereichs offensichtlich gestoppt wurde und hier folglich nur mehr einzelne Gehölze wie Faulbaum oder Birke vorkommen und andererseits war nun der Bereich der offenen Moorfläche auch von der Forststraße frei einzusehen, was von Besucher*innen sehr positiv wahrgenommen wird.

Die große Effizienz fast aller Staustufen zeigte sich bereits kurz nach deren Errichtung, indem der Wasserspiegel hangoberseits der Staustufe deutlich über dem der Unterseite lag. Eine der installierten Lärchenspundwände zeigte keinen Unterschied des Wasserniveaus zwischen der Vorder- und Rückseite. Dieser Stau befindet sich allerdings in einem extrem flachen Bereich des Moorwaldes und dieser Grabenstau wird – so die Vermutung – seitlich über einen im Gelände nicht wahrnehmbaren Seitengraben „umflossen“.

 

Service-Angaben

Naturpark Heidenreichsteiner Moor • Horst Dolak
Waidhofener Straße 80 • 3860 Heidenreichstein • Tel.: +43 (0) 664 / 35 82 759
E-Mail: horst.dolak@moornaturpark.at • Web: www.naturpark-heidenreichsteiner-moor.at

Installation von Spundwänden im Naturschutzgebiet:
https://www.youtube.com/watch?v=VWzbE-ekOe0

Projektbericht:
https://www.noe-naturschutzbund.at/connat.html

 


Interreg-Projekt im Naturpark Heidenreichsteiner Moor (PDF-Download: 0,5 MB)

Stand: Oktober 2022


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