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Foto: goodluz/fotolia

Masterarbeitvon Roman Salomon

Goldene Zeiten für den Scheckenfalter?!Erhebungen zum Goldenen Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) im Raum Bad Mitterndorf (Stmk.) – Erhaltungszustand und Maßnahmenvorschläge

In den vergangenen Jahrzehnten wurden bei den Beständen der Tieflandform des Goldenen Scheckenfalters (Euphydryas aurinia) in weiten Teilen Europas, sowie auch in Österreich, drastische Rückgänge verzeichnet. Einige wenige Restpopulationen der Falterart, die in Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union (92/43/EWG) gelistet ist, konnten im Raum Bad Mitterndorf in der Obersteiermark vor allem aufgrund von Bemühungen zur Pflege der Moorrandbereiche durch den örtlichen Naturschutz sowie durch die Renaturierung der in ihrer Hydrologie beeinträchtigten Moore im Zuge eines EU LIFE+ Projekts erhalten werden.

Im Rahmen einer Masterarbeit wurden aktuelle Vorkommen in diesem Gebiet aufgezeigt sowie der Erhaltungszustand von E. aurinia unter Zuhilfenahme eines bereits bestehenden Monitoring-Designs und dem dazugehörigen Bewertungsschema beurteilt. Des Weiteren wird der Frage nachgegangen, welchen Einfluss diverse Habitatfaktoren auf die Vorkommen haben und welche Maßnahmen notwendig sind, um die lokalen Bestände der Art nicht nur zu sichern, sondern auch zu fördern.

Die Erhebungen zeigen, dass die lokalen Populationen über die letzten Jahre weitgehend stabil geblieben sind. Die Zahl der dokumentierten Raupengespinste von 385 im Jahr 2017 ist vergleichbar mit der Zahl an Gespinsten von 395 aus dem Jahr 2009. Die Populationsentwicklungen auf einzelnen LIFE+ Projektflächen in den letzten vier Jahren sind unterschiedlich, in Summe ist jedoch eine Zunahme an Imagines von über 60 %, an Raupengespinsten sogar über mehr als 85 % zu verzeichnen.

Hinsichtlich der für E. aurinia relevanten Habitatfaktoren Nektarpflanzen- und Raupennahrungspflanzenangebot, Bodenfeuchte, Zeitpunkt und Art der Bewirtschaftung, Bracheanteil sowie Beschattungsgrad konnten folgende Beobachtungen gemacht werden:

  • Gute Bestände an Raupennahrungspflanzen von Succisa pratensis (Gewöhnlicher Teufelsabbiss) wurden vor allem auf Teilflächen mit feuchtem und nassem Boden, in geringerer Zahl auch in trockenen, allerdings noch weniger in überstauten Bereichen registriert. Raupengespinste von E. aurinia fanden sich hauptsächlich in feuchten, selten in trockenen und kaum in nassen Abschnitten.
  • Mit fehlender Bewirtschaftung steigt das Alter der Brache und damit der Beschattungsgrad auf den Flächen. Sowohl Falter als auch Raupengespinste wurden jedoch beinahe ausschließlich auf gut besonnten Teilflächen gezählt. Vor allem in stark beschatteten Abschnitten, die an hohe Baumbestände angrenzen, gab es mit wenigen Ausnahmen kaum Sichtungen. Lediglich während der größten Mittagshitze wurden schattige Bereiche von einzelnen Faltern aufgesucht.
  • Andererseits kann eine Aufgabe der Nutzung auch positive Effekte mit sich bringen. Beispielsweise kann es dadurch zumindest in den ersten Jahren zu einem Anstieg des Nektar- und Raupennahrungspflanzenangebots kommen.
  • Besonders auf Teilflächen mit Beständen an S. pratensis spielte der Zeitpunkt der Mahd eine erhebliche Rolle. Je später solche Flächen gemäht worden waren, umso eher wurden Raupengespinste an den Wirtspflanzen gefunden.

Für die Nektaraufnahme wurden Falter saugend an verschiedensten Arten von Blütenpflanzen beobachtet, vorwiegend an Ranunculus acris (Scharfer Hahnenfuß), Primula farinosa (Mehlprimel), Leontodon hispidus (Rauer Löwenzahn) und Arnica montana (Echte Arnika). Seltener nutzten Falter Leucanthemum vulgare (Magerwiesen-Margarite), Myosotis scorpiodies (Sumpf-Vergissmeinnicht), Valeriana dioica (Sumpf-Baldrian), Dactylorhiza majalis (Breitblättriges Knabenkraut), Lychnis flos-cuculi (Kuckucks-Lichtnelke), aber auch Trollius europaeus (Trollblume), sofern die Blütenblätter geöffnet waren. Demnach zeigt E. aurinia im Untersuchungsgebiet je nach Verfügbarkeit von Nektarpflanzen opportunistisches Verhalten und kann somit im adulten Stadium als polyphag bezeichnet werden.

Eispiegel sowie Raupengespinste von E. aurinia wurden im Zuge der Erhebungen im Jahr 2017 ausschließlich an S. pratensis gefunden. An Gentiana asclepiadea (Schwalbenwurz-Enzian) wurde kein Raupengespinst entdeckt, kommt diese Pflanzenart auf den untersuchten Flächen auch in weitaus geringer Zahl vor als die hier bevorzugte Wirtspflanze.

Bezüglich des Flugverhaltens kann E. aurinia als sehr standorttreu mit geringen Aktionsradien bezeichnet werden. Die Falter gleiten im Schwirrflug knapp oberhalb der Vegetationsschicht und lassen sich dabei wiederholt alle paar Meter auf Nektarpflanzen oder Sitzwarten nieder. Es konnten keine Individuen beim Verlassen des Habitats beobachtet werden und es hat den Anschein, dass sich die Falter während des Fluges stark an einer niedrigen Vegetationsschicht orientieren und sowohl Baumbestände als auch Güter- bzw. Spazierwege ein gewisses Hindernis darstellen.

Für eine längerfristige Persistenz für der Falter im Untersuchungsgebiet sind weitere Anstrengungen erforderlich, denn ungünstige Bodenfeuchte, erhöhte Beschattung und ein geringes Nektarquellenangebot haben einen negativen Einfluss auf die Bestände von E. aurinia im Untersuchungsgebiet Bad Mitterndorf.

Ziele sind die Förderung des Raupennahrungspflanzen- und Nektarangebots durch Wiedereinführung der habitatprägenden Nutzung in Form einer Rotationsmahd, sowie die Schaffung artspezifischer Habitatstrukturen mithilfe der Wiedervernässung entwässerter Niedermoore und der Entnahme der dort unerwünschten Gehölze.

 

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Die Masterarbeit "Goldene Zeiten für den Scheckenfalter?! Erhebungen zum Goldenen Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) im Raum Bad Mitterndorf (Stmk.) – Erhaltungszustand und Maßnahmenvorschläge" (2018) von Roman Salomon wurde am Institut für Integrative Naturschutzforschung an der Universität für Bodenkultur Wien verfasst und kann hier heruntergeladen werden (PDF-Download: 19,6 MB).

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