Masterarbeitvon Christine Orda-Dejtzer
Besiedelung renaturierter Moorflächen durch Amphibien und Libellen in der Neumarkter Passlandschaft
Innerhalb der Neumarkter Passlandschaft wurden Kartierungsarbeiten für die Indikatortiergruppen Amphibia und Odonata in revitalisierten und renaturierten ehemaligen Feucht- bzw. Moorgebieten durchgeführt, um Aufschluss über den Renaturierungserfolg und die Besiedlungsdynamik der beiden Gruppen mit zunehmender natürlicher Sukzession der Wasserflächen in den einzelnen Gebiete zu geben. Im Detail wurden die vier Untersuchungsgebiete Adendorfer Moos, Dürnberger Moor, Dobler Moos und Furtnerteich mit unterschiedlich lange in der Vergangenheit liegenden Revitalisierungs- und Renaturierungsmaßnahmen im Jahr 2016 von März bis September bearbeitet. Die Schwerpunkte der gebietsspezifisch zwischen 2006 und 2015 durchgeführten Renaturierungsmaßnahmen lagen in der Entfernung der Fichtenforstkulturen, der Schließung der Entwässerungsgräben, der Schaffung neuer aquatisch wertvoller Flächen, sowie der Revitalisierung verlandeter Niedermoorflächen. Zur Dokumentation der Amphibienfauna wurden Laichaggregate, Kaulquappen, sowie juvenile und adulte Individuen erfasst, wohingegen die Libellenfauna aufgrund von juvenilen und adulten Imagines nachgewiesen wurde.
Im Rahmen dieser Arbeit konnte eine überaus positive Annahme der beprobten Wasserflächen durch Amphibien und Libellen festgestellt werden, wobei sich artspezifische Präferenzen in Bezug auf die vegetations- und strukturökologischen Ausprägungen der aquatischen Probeflächen, sowie der vorherrschenden Wasserparameter zeigen. Die eingesetzten Indikatortiergruppen erwiesen sich als gut geeignet um aus naturschutzfachlicher Sicht den Renaturierungserfolg hinsichtlich der Entwicklung von Struktur- und Vegetationselementen, sowie der Besiedlungsdynamik durch Amphibien und Odonaten bewerten zu können. Insgesamt konnten aus 6653 dokumentierten adulten und juvenilen Individuen 8 Amphibien- und 23 Libellenarten für die Gebiete der Neumarkter Passlandschaft nachgewiesen werden, wobei zu verzeichnen ist, dass Renaturierungsflächen höheren Alters überwiegend arten- und individuenreicher sind als vergleichbar jüngere Flächen. Die Anzahl der beprobten aquatischen Lebensräume, sowie die Gewässergröße wirken als natürlich limitierende Faktoren. Naturnahe, vegetations- und strukturreiche Stillgewässer sind durch eine artenreiche Amphibien- und Libellenfauna gekennzeichnet, wobei die Gewässergröße und Tiefe für das vorherrschende Artenspektrum nicht primär ausschlaggebend scheint. Die in Abhängigkeit des Alters der aquatischen Flächen entstehende strukturelle und vegetationsökologische Diversität, sowie die natürlichen Sukzessionsstadien der Wasserflächen sind in Hinblick auf das vorherrschende Artenspektrum positiv zu bewerten. Hervorzuheben ist ein hohes dokumentiertes tiergruppenspezifisches Artenspektrum in allen Gebieten mit einem besonderen Schwerpunkt auf den Nachweis der folglich Roter Liste Österreich als gefährdet (VU) einzustufenden Amphibienarten Bombina variegata (Gelbbauchunke), Hyla arborea (Europäischer Laubfrosch) und Triturus carnifex (Alpen-Kammmolch), sowie die als stark gefährdet (EN) dokumentierte Libellenart Somatochlora flavomaculata (Gefleckte Heidelibelle) und die als gefährdet (VU) gelisteten Arten Sympecma fusca (Gemeine Winterlibelle) und Coenagrion pulchellum (Fledermaus-Azurjungfer).
Im Rahmen dieser Arbeit wurde ebenfalls das Wanderverhalten der Gelbbauchunke untersucht wobei die individuelle Bauchzeichnung der Tiere wenn möglich fotografisch festgehalten wurde, um Aufschluss über Mehrfachnachweise und den räumlichen Aktionsradius der Art zu geben. Die gemessenen abiotischen Wasserparameter, sowie die vegetationsökologischen und strukturellen Ausprägungen der einzelnen Probeflächen wurden betrachtet und in die Auswertung miteinbezogen. Auffallend hierbei sind die geringen gebietsspezifischen Wiederfangsquoten von Bombina variegata, welches höchstwahrscheinlich auf höhere Individuenzahlen in den Untersuchungsgebieten schließen lässt. Ebenfalls konnten das Wanderverhalten und die räumliche Ausbreitung der Gelbbauchunke explizit dokumentiert werden.
Die einst durchgeführten Renaturierungs- und Revitalisierungsmaßnahmen haben dauerhafte, aquatische Lebensräume für gewässergebundene Arten wie Amphibien und Libellen geschaffen und zu einer Verbesserung und Sicherung der lokalen bzw. regionalen Artbestände beigetragen. Unterschiedliche ökologische Nischen können aufgrund der ausgeprägten Diversität der aqutatischen Flächen hinsichtlich Lage, Besonnungsintensität, Größe, Tiefe, sowie aquatischer und terrestrischer Vegetation abgedeckt werden und bieten einer Vielzahl an Arten ein geeignetes Fortpflanzungs-, Nahrungs- und/oder Ruhehabitat. Die neu angelegten Gewässer haben beigetragen einen Gewässerverbund mit bereits bestehenden Wasserflächen zu bilden um eine räumliche Ausbreitung der Populationen einzelner Arten zu ermöglichen.
Die gute Annahme von Renaturierungsflächen durch Amphibien und Libellen wird durch weitere Artnachweise in den Jahren 2017 bis 2019 in den beprobten Untersuchungsgebieten bestärkt. Zur Schaffung und Revitalisierung weiterer wertvoller aquatischer Lebensräume für Arten der Roten Liste Österreich sowie der FFH-Richtlinie Anhang II und IV sind daher laufend Projekte innerhalb der Neumarkter Passlandschaft in Planung und Durchführung um die Verbreitung und Erhaltung geschützter Arten auf Sicht zu unterstützen.
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Die Masterarbeit "Besiedelung renaturierter Moorflächen durch Amphibien und Libellen in der Neumarkter Passlandschaft" (2020) von Christine Orda-Dejtzer wurde an der Karl-Franzens-Universität Graz an dem Institut für Biologie verfasst und kann hier heruntergeladen werden (PDF-Download: 31,0 MB).