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Foto: Ewald Neffe

Foto: Herfried Marek

Foto: Herfried Marek

Herbstzeitlose

Die Herbstzeitlose ist die einzige Pflanze, die im Herbst blüht und deren Blätter und Früchte erst im nächsten Jahr zu sehen sein werden, weshalb sie als "zeitlos" gilt. Sie blüht in zartem Rosa, dabei ist sie die giftigste unserer Wildpflanzen – eine Verwechslung mit dem Bärlauch endet fatal.

Tod in Rosa und Grün

Ein Krokus im Herbst, der rosa blüht? Weit gefehlt! In der Erscheinung der Blüte ähneln sie sich zwar, aber Krokus und Herbstzeitlose sind nur sehr, sehr weitschichtig miteinander verwandt. Unsere Pflanze ist die einzige in Österreich, die im Herbst blüht, deren Blätter und Früchte aber erst im nächsten Jahr zu sehen sein werden. Und diese Blätter sehen jenen des Bärlauchs täuschend ähnlich, was bei einer Verwechslung fatal endet – doch dazu später. Die jetzt blühende Pflanze wird von Faltern, Bienen und langrüsseligen Fliegen besucht, welche den angebotenen Nektar sammeln. Dabei wird die Pflanze auch bestäubt, somit der Pollen übertragen. Die Befruchtung, also die Verschmelzung von männlichen und weiblichen Zellen im Fruchtknoten, erfolgt tief unter der Erde im Inneren einer Zwiebel erst im Winter. Dann wird Jahr für Jahr eine Tochterzwiebel gebildet, welche die "Mutterzwiebel" ersetzt und etwas tiefer als diese liegt – die Zwiebel gräbt sich selbst jedes Jahr ein wenig ein! Und im kommenden Frühjahr erscheinen dann erst die Blätter und bis zum Frühsommer reifen die Samen in den dreispaltigen Kapseln – eine wahrlich zeitlose Pflanze.

Colchicin ist der namensgebende Inhaltsstoff unserer Pflanze Colchicum autumnale. Benannt nach der Kolchis, einer antiken Landschaft am Ostrand des Schwarzen Meeres, war dies die Heimat der erfahrenen Zauberin Medea aus der Argonauten-Sage – und die Herbstzeitlose war ihr pflanzliches Gift. Schon wenige Blätter oder gar nur ein paar Samen führen einen erwachsenen Menschen in ein bis zwei Tagen in den Tod durch Atemlähmung. Damit ist unsere Pflanze des Monats September die giftigste heimische Wildpflanze.

Giftig aber wichtig

Die giftige Herbstzeitlose bleibt auf der Weide stehen – erfahrene Rinder fressen sie nicht, unerfahrenes Jungtier aber ist in Gefahr. Und auch im getrockneten Heu bleibt die Giftwirkung erhalten. Wieso rotten wir die Pflanze nicht aus?  Die Herbstzeitlose wächst in unterschiedlichen Lebensräumen: in Auwäldern und vor allem auf nicht zu nährstoffreichen Wiesen. Durch Düngung geht sie zurück und verschwindet, auch eine häufige Mahd verträgt sie nicht. Auf vielfach gemähten Futterwiesen fehlt sie daher. Typisch ist sie auf den einmal im Herbst gemähten Streuwiesen, aber auch auf bunten Blumenwiesen. Finden wir sie, wissen wir: Da wird nicht gedüngt, das ist eine Extensivwiese. Und auf solchen Wiesen gibt es noch viele andere Pflanzenarten zu bewundern, welche wiederum Nahrungsgrundlage und Lebensraum für viele Insektenarten sind. Es lohnt also sich zu merken, wo derzeit die Herbstzeitlose blüht, denn diese Wiesen werden im nächsten Jahr ganz sicher bunt und vielfältig sein – und damit ein Ort der Lebensfreude!

Dass die Herbstzeitlose auch in Auwäldern gedeiht, ist vielen unbekannt, denn wer ist jetzt noch dort unterwegs? Aber im Frühling werden es wieder viele sein, die durch diese wundervollen Wälder streifen. Ja und dann sind sie vielleicht auf der Suche nach dem Bärlauch. Ob wir dann noch wissen, dass die Blätter der Herbstzeitlose beidseitig gleichfärbig sind, die vom Bärlauch aber andersfärbig auf Ober- und Unterseite bzw. dass der Geruch kein gutes Unterscheidungsmerkmal ist? Im März werden wir nochmal darüber sprechen!

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