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Foto: Hannes Schachtner

Foto: Peter Oberransmayr

Foto: Fabian Pfeifhofer

Entwicklung der Lichtverschmutzung

Wenngleich die negativen Auswirkungen bekannt sind, so ist die Verdrängung der natürlichen Dunkelheit weiter schnell voranschreitend. Eine 2023 publizierte Studie zeigte, dass in Europa die Aufhellung des Nachthimmels um etwa 6 Prozent pro Jahr zunimmt, der Himmel also etwa alle 12 Jahre doppelt so hell wird. In Nordamerika sind es 10 Prozent pro Jahr.

Bei Betrachtung der Lichtverschmutzungskarte Österreichs fällt auf, dass speziell die Landeshauptstädte von großen Lichtmengen betroffen sind. Deutlich heraus sticht Wien im Nordosten. Doch auch Linz, Salzburg, Graz, Innsbruck und Klagenfurt sind deutlich als Lichtverschmutzungsquellen ersichtlich. Ebenso ist zu sehen, dass Österreich noch große Gebiete besitzt, deren Himmel nur leichte Grade an Lichtverschmutzung aufzeigen oder gar naturnah sind. Hier handelt es sich vor allem um alpine Räume.

Es zeigt sich, dass Österreich im Vergleich mit Europa noch einen der dunkelsten und natürlichsten Himmel besitzt. Dies zeugt von einem Privileg, welches speziell im Hinblick auf nachtaktive Lebewesen und unsere Lebensqualität erhalten bleiben soll.

Lichtverschmutzung ist ein Phänomen, welches sich über den gesamten Planeten verbreitet. Speziell Gebiete, die eine hohe Dichte an Bevölkerung aufweisen, sind von großen Lichtmengen sowie großen Mengen an beleuchteten Flächen betroffen.

Der aktuell gültige große Weltatlas der Lichtverschmutzung aus dem Jahr 2016 zeigt einen Besorgnis erregenden Status Quo auf. So sind es zirka 83 Prozent der Weltbevölkerung, die an ihrem Wohnort unter einem lichtverschmutzten Himmel leben muss. Betrachtet man nur Nordamerika und Europa, steigt diese Zahl auf 99 Prozent der Bevölkerung.

Lichtverschmutzung in Naturparken

Auch wenn die größte Menge an künstlichem Licht bei Nacht speziell von dicht besiedelten, urbanen Gebieten ausgestrahlt wird, so ist dieses keineswegs auf diese beschränkt. Je nach atmosphärischen und meteorologischen Gegebenheiten, kann Licht sehr weite Strecken zurücklegen. So kommt es, dass auch scheinbar „dunkle“ Gebiete, die selbst wenig bis kein Licht erzeugen, vom Phänomen der Lichtverschmutzung betroffen sind. Als Beispiel gelten die österreichischen Naturparke.

Diese wurden in der Studie "The reliability of satellite-based lighttrends for dark sky areas in Austria" von Dr. Stefan Wallner et al. über Satellitendaten auf ihre Lichtmengen und deren Entwicklung untersucht. „Konkretes Ziel war es, flächendeckend über Österreich die Naturparke und speziell ihre zehnjährige Veränderung in Lichtmengen zu beobachten. Dafür braucht es besonders viel Analyse, da dunkle Gebiete sehr viel schwieriger zu untersuchen sind“, so Wallner, Astrophysiker an der Universität Wien und der Slowakischen Akademie der Wissenschaften.

Die Studie zeigt, dass die Lichtverschmutzung in den Naturparken seit 2012 im Durchschnitt um 42 Prozent zugenommen hat. Dazu meint Wallner: „Die meist großen Zunahmen sind klar zu sehen und gut erklärbar: Dunkle Gebiete steigen in ihren Helligkeiten natürlich schneller, wenn auch nur wenige Lichtquellen installiert werden. Dennoch ist deutlich ersichtlich, dass das Wachstum in diesen Gebieten gegeben ist und hier ein klarer Handlungsbedarf besteht.“

Die detaillierten, nach Bundesland aufgeschlüsselten Ergebnisse der Studie können der nachstehenden Tabelle entnommen werden.

Bundesland

Lichtmenge (AVP)

Entwicklung (2012–2022)

Tirol

0,214

+ 9,64 %

Burgenland

0,112

+ 34,09 %

Steiermark*

0,111

- 17,62 %

Niederösterreich

0,083

+ 56,17 %

Kärnten

0,042

+ 168,96 %

Salzburg

0,032

- 27,25 %

Vorarlberg

0,020

- 2,78 %

Oberösterreich

0,018

+ 14,08 %

* bereinigt um Naturpark Mürzer Oberland

Entwicklung in einzelnen Naturparken

Die detaillierten, nach Naturpark aufgeschlüsselten Ergebnisse der von Dr. Stefan Wallner et al. durchgeführten Studie "The reliability of satellite-based lighttrends for dark sky areas in Austria" können der nachstehenden Tabelle entnommen werden.

Naturpark

Lichtmenge (AVP)

Entwicklung (2012–2022)

Purkersdorf

3,325100

+ 14,78 %

Neusiedler See - Leithagebirge

1,745928

+ 29,44 %

Ybbstal

1,614979

- 15,27 %

Blockheide

1,371790

+ 46,86 %

Föhrenberge

1,215033

+ 5,25 %

Rosalia-Kogelberg

1,146520

+ 29,88 %

Sparbach

1,002320

- 4,57 %

Dobratsch

0,736385

+ 155,10 %

Dobersberg

0,621586

+ 626,41 %

Leiser Berge

0,585891

+ 44,24 %

Falkenstein

0,560040

- 28,12 %

Wüste Mannersdorf

0,459525

+ 104,65 %

Tiroler Lech

0,433247

+ 1,59 %

Kamptal-Schönberg

0,388467

+ 11,45 %

Südsteiermark

0,358343

+ 6,17 %

Karwendel

0,331425

+ 7,78 %

Heidenreichsteiner Moor

0,285640

+ 104,67 %

Geschriebenstein-Írottkö

0,272076

+ 31,81 %

Sierningtal-Flatzer Wand

0,269335

- 9,14 %

Raab-Őrség-Goričko

0,230551

- 19,57 %

Obst-Hügel-Land

0,208156

- 25,86 %

Hochmoor Schrems

0,194118

+ 162,41 %

Jauerling-Wachau

0,185746

+ 39,59 %

Kaunergrat

0,184886

+ 38,12 %

Nagelfluhkette

0,144018

- 2,78 %

Buchberg

0,138623

+ 3,28 %

Landseer Berge

0,123420

+ 35,15 %

Weinidylle

0,118084

+ 97,85 %

Nordwald

0,117372

+ 72,32 %

Almenland

0,110875

+ 4,63 %

Pöllauer Tal

0,101359

+ 23,22 %

Hohe Wand

0,097691

+ 21,87 %

Geras

0,094432

- 20,46 %

Ötztal

0,086757

+ 40,45 %

Mühlviertel

0,083209

+ 48,81 %

Zirbitzkogel-Grebenzen

0,066295

+ 10,57 %

Attersee-Traunsee

0,047286

+ 19,30 %

Zillertaler Alpen

0,032623

- 39,74 %

Mürzer Oberland

0,031892

+ 1444,68 %

Ötscher-Tormäuer

0,031420

+ 2,18 %

Riedingtal

0,023554

- 57,78 %

Weissensee

0,010997

+ 182,85 %

Weißbach

/

/

Steirische Eisenwurzen

0,000196

- 185,30 %

Sölktäler

/

/

NÖ Eisenwurzen

- 0,033967

- 111,82 %

 

Hier finden Sie die vollständige Studie "The reliability of satellite-based lighttrends for dark sky areas in Austria".

Ein historischer Rückblick

Zu Zwecken der Unterstützung von polizeilichen Aktivitäten, zur Verbesserung der Sehverhältnisse sowie für Kennzeichnungen von hervorzuhebenden Stätten, war Paris die erste europäische Stadt, die im Jahr 1667 Öllampen als Straßenbeleuchtung installierte. Kurze Zeit später, im Jahr 1687, folgte Wien mit dem Beschluss, 2.000 Talglampen in der ganzen Stadt zu errichten. Diese Art der Beleuchtung sollte bis Mitte des 19. Jahrhunderts anhalten, als schließlich Elektrizität und Gas für Beleuchtungszwecke verwendbar waren.

Speziell Bogenlampen erfreuten sich großer Beliebtheit und erhellten eine immer größer werdende Zahl an Straßenzügen. Aufgrund von Anforderungen im Bereich der Energieeffizienz sowie Langlebigkeit wurden unterschiedliche Typen an Beleuchtungskörpern entwickelt, wie die für die Straßenbeleuchtung am weitesten verbreiteten Natrium- und Halogen-Metalldampflampen.

Chancen und Risiken von LED-Beleuchtung

Heute ist die LED-Technik die modernste Form der Beleuchtung für Innen- und Außenräume. LED steht für den englischen Begriff light-emitting diode (lichtemittierende Diode). Für sie sprechen z. B. eine sehr hohe Energieeffizienz, welche durch technologische Entwicklung weiter steigt, sowie Möglichkeiten der Steuerung der Beleuchtung (wie Intensität oder Strahlrichtung), wie es bei älteren Lampen nicht realisierbar war. Im Vergleich zu Lampen früherer Generationen liegt das Energieeinsparpotenzial von LEDs bei 60 bis 80 Prozent. Dies und auch weitere technische Vorteile sind Grund für einen weltweiten Trend, der die Umstellung veralteter Straßenbeleuchtungssysteme auf LEDs zeigt.

Obwohl die LED-Technologie einen vielversprechenden Ansatz speziell hinsichtlich des Energiehaushaltes darstellt, birgt sie auch potenzielle Bedrohungen. Insbesondere der sinkende Strompreis und Vorteile wie die einfache Installation oder unkomplizierte Bedienung führen zu einem ernsthaften Risiko der Verschwendung und Maßlosigkeit durch übermäßigen Gebrauch und Fehlanwendung. Die daraus resultierende Konsequenz ist das Aufkommen von Lichtverschmutzung, welche die übermäßige Aufhellung der natürlichen dunklen Nacht durch künstliches Licht kennzeichnet.


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