Die Bestäubung durch Bienen und andere Insekten ist unverzichtbar für eine reiche Ernte. Aber auch alle blühenden Wildblumen benötigen die Bestäubung durch Insekten, um Samen bilden zu können. Neben der als Nutztier gehaltenen Honigbiene kommen fast 700 weitere Bienenarten in Österreich vor, aber auch Fliegen, Käfer und Schmetterlinge bestäuben Blüten. Gleichzeitig setzen Pestizide und ausgeräumte Landschaften den bestäubenden Insekten zu.
Die Wildbestäuberzentren in den beiden Naturparken Weißbach bei Lofer und Riedingtal (Gemeinde Zederhaus) haben es sich zur Aufgabe gemacht, das faszinierende Netzwerk von Blüten und Insekten vielen Menschen näher zu bringen. Seit 2017 haben wir zahlreiche Menschen dazu eingeladen, in die Welt der Blumen und Insekten einzutauchen, indem sie
- Blüten unter dem Mikroskop entdecken,
- blütenbesuchende Insekten im Freiland aufspüren und unter dem Mikroskop betrachten,
- häufige Hummelarten bestimmen,
- selbst einen Eindruck von der Vielfalt der Natur und ihrer Abläufe mitnehmen,
- Informationen über die wirtschaftliche Rolle der Insektenbestäubung und
- Tipps für den praktischen Bienenschutz bekommen.
Durchgeführt werden dabei unterschiedlich ausgearbeitete Programme, z.B. Ein- und Zwei-Tageskurse sowie einwöchige Intensivseminare für unterschiedlichste Gäste: von Schulklassen, über Vereine bis hin zu Beschäftigten im Naturschutzwesen und Umweltbildung.
Unsere Naturparke eignen sich deswegen so gut für diese bewusstseinsbildenden Programme, weil sie extensive Wiesen beherbergen, die es im intensiv genutzten Umland fast nicht mehr gibt. Doch was macht den Unterschied für die blütenbesuchenden Bienen, Falter, Käfer und Fliegen aus, ob eine Wiese wenig gedüngt und ein oder zwei Mal gemäht wird oder ob sie intensiv genutzt wird?
Wer’s genauer wissen will: Im Rahmen des Interreg-Projekts „Wild und kultiviert“ wurden auch auf Wiesen und Weiden der Naturparke Weißbach und Riedingtal einige beispielhafte Blüten-Besuchergemeinschaften untersucht. Dazu wurden 200m² große Transekte (Satz von Beobachtungspunkten) alle drei Wochen mehrmals täglich begangen und alle Blütenbesuche notiert sowie die Pflanzen und Insekten so weit möglich mit Hilfe von ExpertInnen bestimmt. Einige wesentliche Ergebnisse kurzgefasst:
Extensivere und intensivere Wiesen unterschieden sich nicht in der Höhe des Blütenangebots, aber massiv in der Artenzahl. Auf Intensivwiesen blüht es wesentlich artenärmer (meist nur mehr Löwenzahn, Hahnenfuß und Weißklee).
Extensive Weiden und Bergmähder wiesen den höchsten Artenreichtum blühender Pflanzenarten und blütenbesuchender Insekten auf. Auf ihnen kommen ca. drei Mal so viele Blütenpflanzenarten und fünf Mal so viele blütenbesuchende Insektenarten vor, als auf Intensivwie-sen. Dagegen sind intensiv beweidete Almflächen ziemlich blüten- und artenarm.
Bei einer Intensivierung dieser Wiesen fallen die nektarreichen Blüten fast zur Gänze aus und es gibt z.B. für Hummeln keine Nahrungspflanzen mehr. Auch die Umwandlung von Bergmähdern in intensive, weil standortbegünstigte Almweiden führt zu einem Artenverlust.