Die meisten Äpfel gibt es immer noch auf den Streuobstwiesen. Viele Landwirte und
-wirtinnen haben selbst keine Verwendung mehr für das Obst. Auf einer Streuobstwiese findet man viele verschiedene Obstsorten nebeneinander, die Bäume sind oft nicht in Reih und Glied gepflanzt, haben hohe Stämme und können sehr groß werden. Die Streuobstwiesen sind auch deswegen sehr wichtig, weil dort viele seltene Tierarten wie Schmetterlinge, Fledermäuse, Wildbienen, Vögel (z.B. Steinkauz, Halsbandschnäpper, Kleinspecht, Wendehals und Wiedehopf) ihr Zuhause haben. Auf den Streuobstwiesen können aufgrund der vielfältigen Struktur des Lebensraumes wiesen- und waldbewohnende Tier- und Pflanzenarten nebeneinander vorkommen. Über 5.000 Arten von Tieren und Pflanzen findet man in solchen Wiesen.
Wie in vielen ländlichen Regionen Österreichs werden auch im Naturpark Jauerling-Wachau zum Teil hohe Mengen heimischen Obstes nicht mehr geerntet. Die traditionellen Streuobstwiesen verschwinden zusehends aus dem Landschaftsbild. Der Naturpark Jauerling-Wachau initiierte daher im Jahr 2011 mit den Volksschulen der Naturpark-Gemeinden Aggsbach Markt, Emmersdorf, Maria Laach, Mühldorf, Raxendorf, Spitz und Weiten das Projekt „Jauerlinger Saftladen“.
Jedes Jahr im Herbst sammeln SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen gemeinsam Äpfel auf den Streuobstwiesen in ihren Gemeinden. Unterstützt werden sie dabei auch von den Bauhofmitarbeitern der Gemeinden, die dieses Projekt mittragen. Aus den Äpfeln wird anschließend Apfelsaft für die Jauerlinger Volksschulen hergestellt. Dabei lernen die SchülerInnen Wissenswertes über den Wert der Streuobstwiesen für Natur und Mensch. Durch den Apfelsaft aus den selbst gesammelten Äpfeln wird ein Bezug zu traditioneller Landwirtschaft und zum Wert regionaler Produkte hergestellt. Die SchülerInnen sehen selbst, wie viel Arbeit alleine das Sammeln der Äpfel ist und wie aufwändig es ist, den Saft herzustellen. Im Schnitt werden durch das Projekt jährlich ca. 3.000 Liter Apfelsaft produziert und den Schulen gratis zur Verfügung gestellt. Im Herbst 2017 waren es aufgrund der Witterungsbedingungen deutlich weniger, nur 1.656 Liter.
Von 2011 bis 2013 wurde das Projekt „Jauerlinger Saftladen“ aus Mitteln der EU, des Bundes und des Lands Niederösterreich im Rahmen der Ländlichen Entwicklung finanziert. In weiterer Folge unterstützten das Projekt Sponsoren wie der NÖ Landesjagdverband, der Naturparkverein und das Land Niederösterreich über die Naturparkförderung sowie die Stiftung „Blühendes Österreich“ mit dem Naturschutzpreis „Die Brennnessel“: Der Hauptsponsor prägt auch das Motiv des Zeichenwettbewerbs für die Etikette: jedes Jahr wird eine besondere Tier- oder Pflanzenart in den Mittelpunkt des Projektes gestellt. Beispiele aus den letzten Jahren waren Luchs, Huchen, Biene, Stieglitz und 2017/18 der Dachs. Im Rahmen eines Zeichenwettbewerbs gestalteten die SchülerInnen der Volksschulen Bilder zu diesen Tieren. Eine Fach-Jury wählt Jahr für Jahr ein Siegerbild aus – dieses Bild ziert anschließend das Etikett der Saftflaschen. Die Zahl der Einreichungen ist groß, heuer waren es 206 Bilder aus sieben Schulen. Während das Bild des Gesamtsiegers als besondere Auszeichnung auf die Etikette der Saftflaschen kommt, erhalten die ersten Drei in jeder Schule kleine Preise mit Bezug zu Naturschutzthemen (wie z.B. kindgerechte Broschüren, Plakate zum Spurensuchen, lokale Produkte wie Honig, Naturspiele u.ä.).
Am Ende des „Saftladen-Jahres“ gibt es die Saftladenwanderung mit den SchülerInnen, die die ersten drei Plätze im Gesamtwettbewerb erreicht haben. Dies ist eine Wanderung – üblicherweise in der Naturpark-Gemeinde des jeweiligen Siegerkindes – gemeinsam mit Eltern und Geschwistern, dem Bürgermeister, einer Naturvermittlerin und dem Naturparkteam. Ein ganz besonderes Erlebnis für die SchülerInnen und ihre Familien!
Dauer bzw. Umfang des Projekts:
- Obstsammeln Oktober: 1 Halbtag / Schule
- Zeichenwettbewerb: September bis Oktober
- Saftladenwanderung: 1 Nachmittag im Mai
Bei der Durchführung eingebunden waren:
- Naturpark-MitarbeiterInnen
- Bauhofmitarbeiter
- LehrerInnen
- SchülerInnen
- Eltern
- Obsthof Reisinger
- NaturvermittlerInnen
Seit 2011 führt der Naturpark das Projekt jährlich durch, wobei die Projektkosten von Jahr zu Jahr in Abhängigkeit von der Obsternte variieren. Unterstützt wurde das Projekt bisher durch folgende Geldgeber und Sponsoren:
- EU, Bund und Land Niederösterreich im Rahmen der Ländlichen Entwicklung
- Naturpark Jauerling-Wachau
- Naturparkförderung des Landes Niederösterreich
- Naturschutzpreis „Die Brennessel – Naturschutz is ka gmahde Wies’n“ von Blühendes Österreich, der gemeinnützigen Privatstiftung der REWE International AG
- Österreichische Fischereigesellschaft
- NÖ Imkerverband
- Christa Hameseder (Künstlerin)
- NÖ Landesjagdverband