Der großteils hochalpine Lebensraum im Naturpark Ötztal beherbergt eine Reihe spezifisch angepasster, im Bestand gefährdeter und somit schützenswerter Pflanzen und Tiere. Einige dieser besonderen Arten wurden im Rahmen eines vom Land Tirol/Abteilung Umweltschutz finanzierten und von 2015 – 2017 laufenden Artenschutzprojektes von einschlägigen ExpertInnen genauer unter die Lupe genommen. Dabei wurde speziell die Schwedische Kerbameise (Formica suecica) detailliert untersucht. Diese Art zählt sicherlich zu den seltensten Tierarten im Alpenraum, als einziger bekannter Verbreitungsstandort galt bislang die Gegend rund um Obergurgl im Herzen des Naturparks Ötztal.
Ziel dieses Artenschutzprojektes war es, den aktuellen Bestand, das Verbreitungsgebiet und die Lebensraumansprüche dieser außergewöhnlichen Ameisenart genauer zu erkunden. Dabei wurden die notwendigen Kartierungen im Gelände nicht nur von ExpertInnen, sondern großteils unter tatkräftiger Mithilfe von interessierten SchülerInnen im Rahmen eines Citizen Science-Projektes durchgeführt.
Die umfangreichen Ameisenkartierungen im Naturpark Ötztal wurden einerseits im bekannten Verbreitungsgebiet rund um Obergurgl, andererseits in „Hoffnungsgebieten“ Tal auswärts im Bereich des Windachtales bei Sölden, im Sulztal bei Längenfeld bzw. nahe Niederthai bei Umhausen durchgeführt. An den von ExpertInnen begleiteten Suchtagen beteiligten sich Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 8 und 14 Jahren, teils im Rahmen der Jungen Uni Innsbruck, aber auch externe Schülergruppen aus Deutschland waren mit Eifer dabei.
Auch die Naturpark-Volksschule Längenfeld beteiligte sich mit 16 Kindern und zwei Begleitpersonen bei einer Ameisensuche in Vent. Ausgerüstet mit Karten, GPS-Geräten und großem Enthusiasmus sammelten die TeilnehmerInnen ihre Beobachtungen, Messungen, Fotos und Proben.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen – insgesamt konnten im Zeitraum 2015 – 2017 über 500 Fundorte von Ameisen ermittelt werden; 248 Orte davon als Nester der Schwedischen Kerbameise. Damit wurde das bestehende Verbreitungsareal dieser äußerst seltenen Ameisenart im hinteren Ötztal untermauert und zudem um neue Standorte im Bereich des Timmelstales nahe Obergurgl und rund um Vent erweitert. Durch die akribische Aufnahme von Funddaten (Nestausrichtung, Nestform, Beschattung, Hanglage etc.) durch die eifrigen Citizen Science-TeilnehmerInnen konnten wertvolle Lebensraumdaten für diese außergewöhnliche Ameisenart ermittelt werden. Die daraus resultierenden Schutzvorschläge wurden im abschließenden Bericht durch den begleitenden Ameisenexperten Dr. Florian Glaser übermittelt.