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Foto: Robert Heuberger

Der Riesenbärenklau - eine eingeschleppte Problempflanze

in den Steirischen Naturparkenvon Andreas Kristl

Projektbeschreibung

Der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) wird auch Bauern-Rhabarber, Herkulesstaude, oder Herkuleskraut genannt und trägt seinen Namen nicht zu Unrecht, kann er doch bis zu 4 m hoch werden. Er liebt feuchte, nährstoffreiche Standorte wie z.B. Bach- und Flussufer und kommt ursprünglich aus dem Kaukasus. 1890 wurde er erstmals in Europa eingeführt und in der weiteren Folge als Bienenweide, als Deckungspflanze im Forst und zur Böschungsbefestigung empfohlen. 1912 wurde die erste Verwilderung des Riesenbärenklaus dokumentiert und damit begann seine Karriere als Neophyt.

    Wie erkenne ich den Riesenbärenklau?

    • Er ist ein mehrjähriger Doldenblütler, der von Juli bis September blüht und schon allein wegen seiner Größe sehr auffällig ist.
    • Auch seine Blüten bestechen durch eine enorme Größe und können einen Durchmesser von bis zu 60 cm erreichen.
    • Der Stängel selbst ist hohl, hat Furchen und ist im unteren Bereich rötlich gefleckt, die Pfahlwurzel kann bis zu 60 cm lang werden.
    • Auch seine Blätter sind sehr groß – sie werden bis zu 1 m lang, sind drei- bis fünfteilig. Schon als junge Pflanze, kurz nach dem Austreiben im Frühling, ist der Riesenbärenklau gut an seiner Größe und dunkelgrünen Färbung zu erkennen


    Wie erfolgt die Ausbreitung?

    • Eine einzelne Pflanze kann bis zu 40.000 Samen im Jahr produzieren.
    • Die Ausbreitung erfolgt direkt durch den Abfall von der Mutterpflanze bis ca. 4 m weit.
    • Über den Wind können die Samen unter optimalen Bedingungen bis zu 100 m weit verfrachtet werden.
    • Über Fließgewässer ist eine noch weitere Ausbreitung möglich, da die Samen lange schwimmfähig bleiben.
    • Weitere Möglichkeiten der Samenverbreitung sind Erdtransporte oder das Anheften der Samen an Kleidung oder Tierfellen


    Was macht den Riesenbärenklau zu einem problematischen Neophyten?

    2 Umstände sind hier zu nennen, warum der Riesenbärenklau zum Problem werden kann:

    • Erstens kann er zu einer direkten Gefahr für den MENSCHEN werden:
      • Alle Pflanzenteile enthalten nämlich sog. Furocumarine die phototoxisch sind.
      • Der direkte Hautkontakt mit den Pflanzenteilen bzw. dem Pflanzensaft führt bei Menschen (auch bei Tieren) ins besonders in Verbindung mit UV-Strahlen der Sonne und Schweiß zu Schwellungen der Haut mit stark juckenden, verbrennungsartigen Blasen, die wie Brandwunden zu behandeln sind.
    • Zweitens kann er sich rasch ausbreiten, sog. Dominanzbestände bilden und somit einheimische Arten verdrängen, was sich wiederum negativ auf die Biodiversität auswirkt.

     

    Was tun, wenn wir den Riesenbärenklau antreffen, wie können wir ihn loswerden?

    Wenn es darum geht den Riesenbärenklau zu beseitigen gilt grundsätzlich folgende Regel: Immer eine Schutzbekleidung tragen, um den Hautkontakt mit Pflanzenteilen bzw. dem Pflanzensaft zu vermeiden!


    Diese Schutzausrüstung besteht aus:

    • Schutzbrille und/oder Schutzschild
    • Kopfbedeckung oder Kapuze
    • Jacke mit langen Ärmeln
    • robuste Arbeitshandschuhe
    • feste Arbeitshose und gutes Schuhwerk
    • Als besonders vorteilhaft haben sich Einweg-Overalls mit integrierter, enganliegender Kapuze und das Tragen einer Schutzschildvorrichtung erwiesen.

    Die Bekämpfung des Riesenbärenklaus ist immer langwierig und aufwendig und die Maßnahmen gegen den Riesenbärenklau müssen über mehrere Jahre erfolgen.
    In den steirischen Naturparken wird derzeit bei der Bekämpfung des Riesenbärenklaus im Wesentlichen auf folgende Maßnahme gesetzt: Die ganzen Pflanzen mit entwickelten Blüten- und Samenständen werden vor Beginn der Samenreife, solange die Samen noch grün sind (je nach Standort im Juli) abgemäht bzw. geschnitten!


    Warum vor der Samenreife?

    • Der Nährstoffspeicher der Wurzel ist zu diesem Zeitpunkt praktisch leer, weil die Pflanze die gesamte Energie in das Wachstum der Pflanze und in die Reifung der Samen investiert hat. Der Riesenbärenklau kann in der Regel nun keine Notblüten mehr ausbilden, trotzdem sollen Nachkontrollen erfolgen.
    • Um den Erfolg dieser Maßnahme generell sicherzustellen ist eine mehrjährige Nachkontrolle jedenfalls erforderlich.
    • Dies macht nur Sinn, wenn ein gezieltes Abmähen auch personell sichergestellt werden kann und setzt, voraus, dass der Pflanzenbestand und die Entwicklung der Pflanzen gezielt beobachtet werden.

    Eine weitere Methode ist das Mähen der niederen Pflanzen ohne Blüten- und Samenstand, wobei hier aber 6–8-mal pro Jahr gemäht werden muss, weil der Riesenbärenklau aus den Speicherwurzeln in wenigen Wochen die Blattmasse ersetzen kann, Dies ist sehr personal- und zeitintensiv und mehrjährige Kontrollen sind unabdingbar.

    Weitere Möglichkeiten sind das Ausgraben der Pflanze mit der Entfernung der Wurzelrübe (nur bei Einzelbeständen), das Abdecken von größeren Beständen im Frühjahr mit UV-beständigen, lichtundurchlässigen Folien oder der Einsatz von Weidetieren (hier sind vor allem schwarze, dickfellige Schafrassen zu nennen), speziell an schwer zugänglichen Beständen in unwegsamen Geländen.


    Wie entsorge ich die Pflanzen bzw. Samenstände?

    • Pflanzenteile können an Ort und Stelle verrotten und sollten nicht am Komposthaufen oder im Biomüll landen.
    • Reife Samen bzw. Samenstände sollen unbedingt so entsorgt werden, dass eine Erhitzung auf 55 Grad Celsius gesichert werden kann – also Samenstände in robuste schwarze Säcke geben und über den Restmüll entsorgen.
    • Sind viele reife Samenstände vorhanden, können diese vor Ort konzentriert zur Verrottung gebracht werden, wobei die dabei entstehende Wärme die Samen größtenteils zerstört bzw. keimende Samen vertrocknen. Dies kann durch die Abdeckung mit einer Silofolie unterstützt werden.

     

    Resümee

    In den steirischen Naturparken ist die gezielte Bekämpfung von Neophyten, wie beispielsweise des Riesenbärenklaus, auch dadurch möglich, da es seit 23 Jahren ein gemeinnütziges Beschäftigungsprojekt gibt, das in Zusammenarbeit zwischen dem Land Steiermark in Form der „Steirischen Arbeitsförderungsgesellschaft“, kurz StAF, dem AMS Steiermark und den Naturparken umgesetzt wird.

    Im Rahmen dieses Projektes „Arbeitsplätze für steirische Naturparkregionen“ der StAF arbeiten sogenannte „Naturpark-Pfleger*innen“ zeitlich befristet in der Natur- und Landschaftspflege und sind auch seit vielen Jahren regelmäßig im Neophytenmanagement und somit in die Sicherstellung der Biodiversität eingebunden.

     

    Service-Angaben

    „Arbeitsplätze für steirische Naturparkregionen“
    Mag. Dr. Andreas Kristl, Projektleitung
    c/o Verband der Naturparke Österreichs • Alberstraße 10 • 8010 Graz
    Mobil: 0676-7294626 • E-Mail: andreas.kristl@staf.or.at • Web: www.naturparke.at

    StAF - Steirische Arbeitsförderungsgesellschaft m.b.H
    Rechtsform: GmbH
    Schönaugasse 8a • 8010 Graz
    Firmenbuchgericht: LG für ZRS Graz
    Firmenbuchnummer: FN 159813w


    Der Riesenbärenklau - eine eingeschleppte Problempflanze (PDF-Download: 0,3 MB)

    Stand: Mai 2023


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