Wer erinnert sich nicht gerne an den Geschmack der Äpfel vom Baum hinter Omas Haus? Oder an die süßen Kirschen aus Nachbars Garten, die immer über den Zaun hingen? Viele dieser Bäume gibt es heute nicht mehr. Mit ihnen verschwanden die säuerlichen Renetten, die süßen Strudeläpfel und die saftigen Sommerbirnen. Der Wandel in der Obstproduktion führte dazu, dass Streuobstbestände mittlerweile als gefährdet gelten. Damit einher ging ein Verlust an Obstsortenvielfalt, an Wissen und generell an Biodiversität. Das Projekt „Alte Obstsorten wiedersehen & wiederschmecken“ belebte das Bewusstsein für den Wert der zahlreichen, wohlschmeckenden und genetisch wertvollen Obstsorten wieder. Das Projekt war für Naturpark Obst-Hügel-Land der Impulsgeber, um das Thema „Alte Obstsorten“ dauerhaft zu bearbeiten.
Projektziele
- Erhaltung und Weiterentwicklung der Vielfalt an seltenen Obstsorten und -arten im Naturpark Obst-Hügel-Land und angrenzenden Regionen
- Schaffung eines stärkeren Bewusstseins für den Schutz unserer natürlichen Ressourcen anhand der Beispiele alter, noch verfügbarer, aber in Vergessenheit geratener Obstsorten
- Erhaltung und Entwicklung wertvoller Obstbaumbestände zum Schutz der Lebensräume für seltene Tierarten
- Schaffung eines stärkeren Bewusstseins für die ökologische Bedeutung von Obstbaumbeständen
Das mehrjährige Projekt war in zahlreiche Arbeitspakete aufgeteilt, die unterschiedliche Zielgruppen und Schwerpunkte aufgriffen. Verbindendes Element war und ist die Bewusstseinsarbeit für alte Obstsorten. Viele Projektmaßnahmen mündeten in Folgeprojekte bzw. in dauerhafte Naturparkangebote.
Projektmaßnahmen | Folgeangebote und -projekte |
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Zeichen- und Schreibwettbewerb rund um die alten Obstsorten „Weberbartl-Apfel“ und „Herzogin Elsa“ für Volksschulen. | Jährlicher Aktionstag in der Naturpark-Volksschule Scharten rund um alte Obstsorten. |
Aktionstage in regionalen Kindergärten („Kindergarten-Apfel“): die Kinder verkosteten Apfelsorten, fanden ihre Lieblingssorte heraus und pflanzten von dieser Sorte einen Baum. | Obsttag im Herbst im Naturpark-Kindergarten Scharten mit Saftpressen. |
Zwei kommentierte Obstsortenverkostungen. | Einbindung von Obstsortenverkostungen bei Schulangeboten. |
Aufbau einer Online-Obstsortendatenbank und Weiterentwicklung zur Website www.meineobstsorte.at: BenutzerInnen haben die Möglichkeit, anhand von verschiedenen Kriterien (Standort, Verwendung, Aussehen, Geschmack, Reife usw.) die geeignetste Sorte zu finden. | Die Website www.meineobstsorte.at wird laufend weiterentwickelt und ist zu einer beliebten Webadresse bei der Suche nach Obstraritäten geworden. |
Traumbaumaktion: HausgartenbesitzerInnen konnten im Frühjahr ihre Wunschsorte bestellen. Im Herbst desselben Jahres wurden die einjährigen Obstbäumchen bei einem Aktionstag überreicht. | Gemeinschaftliche Obstbaumbestell- und Pflanzaktionen im Naturpark Obst-Hügel-Land alle 2 Jahre; von den 1-jährigen Bäumchen wurde jedoch wieder abgegangen. |
Sonderausstellung im Mostmuseum mit „Obstalltagsgeschichten“: VolksschülerInnen interviewten ältere Angehörige über ihre Erinnerungen an das Most machen, an traditionelle Obstsorten, an ihre Erlebnisse im Obstgarten. Die Geschichten wurden auch als CD festgehalten. | In Planung ist eine Ausstellung zur Person und zur Apfelsorte „Weberbartl“. |
Obstlehrgarten St. Marienkirchen/P.: Beschilderung der rund 200 Obstsorten, Gestaltung eines Obstbaumschnittlehrpfads und Druck eines Folders. | Einbindung des Obstbaumschnittlehrpfads bei Kursen im Obstlehrgarten; Entwicklung neuer Veranstaltungsideen (z.B. Edelreisertauschbörse). |
Entwicklung und Organisation des „Weberbartl-Festes“: das Fest rund um Obst und Most wurde zwei Mal durchgeführt. | Weiterentwicklung des Festes zu einer jährlichen „Weberbartl-Apfel-Wanderung“ mit rund 2.000 Besucherinnen und Besuchern. |
Kirschensortenerhebung in der Naturparkgemeinde Scharten: professionelle Kartierung der alten Kirschensorten in Scharten, z.B. der Schartner Reinkirsche. | Veredelung der Schartner Reinkirsche und spezielle Pflanzaktionen. |
Bei den verschiedenen Projektmaßnahmen waren unterschiedlichste AkteurInnen eingebunden, wie z.B. bäuerliche GrundbesitzerInnen, HausgartenbesitzerInnen, Obstbauvereine, Schulen und Kindergärten oder generell die obstsorteninteressierte Bevölkerung.
Organisation und Projektpartner
Das Projekt (Laufzeit 2010 bis 2014) wurde über das LEADER-Programm finanziert. Projekt-träger war der Verein „Naturpark Obst-Hügel-Land“, die Projektbegleitung lag beim Büro Suske Consulting. Als Partner wirkten das Amt der Oö. Landesregierung (Abteilung Naturschutz), die LEADER Regionen Eferding und Mostlandl-Hausruck, die Obstbauvereine St. Marienkirchen/Polsenz und Scharten, der Verein „Arche Noah“ sowie die Universität für Bodenkultur Wien (Abteilung für Wein- und Obstbau) mit.