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Foto: Franz Kovacs

Foto: A. Vorauer

Foto: Ewald Neffe

Wasseramsel

Unter allen österreichischen Vögeln, nimmt die Wasseramsel eine besondere Stellung ein. Sie ist der einzige Singvogel, der als echter Wasservogel bezeichnet werden kann. Ein dichtes Federkleid hilft dabei, ist aber nur eine Anpassung von vielen.

H2O macht die Wasseramsel froh

Über 4.000 Singvogelarten sind weltweit bekannt. Der Lebensraum Wasser wird von den wenigsten Vertretern dieser Vogelgruppe intensiv genutzt. In Österreich stellt die Wasseramsel ein Unikum unter den Singvögeln dar. Nur sie erbeutet praktisch ihre ganze Nahrung tauchend unter Wasser. Dabei ist sie ziemlich heikel. Vegetarische Kost wird verschmäht und nur versehentlich verzehrt. Was sie wirklich will, ist Fleisch, besser gesagt, tierisches Eiweiß. In klaren und sauberen Fließgewässern geht sie auf Jagd nach Wasserinsekten, Würmern und selten kleinsten Fischen. Die Art und Weise, wie sie diese fängt, ist bemerkenswert. Neben der Möglichkeit in stehender Position den Gewässeruntergrund nach Beute abzusuchen, ist die Wasseramsel in der Lage zu tauchen. Die Schwimmbewegungen durch die biegsamen Handschwingen der Flügel erwecken den Eindruck eines Vogelflugs unter Wasser. So ein Tauchgang, kann bis zu 30 Sekunden dauern, ist aber meist schon nach wenigen Sekunden vorbei. Ein einzigartiges Verhalten in der heimischen Vogelwelt. Nicht die einzige Besonderheit: Die meisten Singvögel geben ihren Gesang im Frühjahr zum Besten. Das Lied der Wasseramsel ist vor allem im Winter, von Dezember bis Februar, zu hören. Es ist ein abwechslungsreiches Zwitschern, Murmeln und Pfeifen, welches trotz des Rauschens eines Bachs auch noch in 50 Meter Entfernung zu hören sein kann. Für die Verständigung unter Artgenossen ist der Gesang häufig trotzdem zu leise. Die Wasseramsel weiß sich auch hier zu helfen. Durch auffälliges „Knicksen“, ein Wippen des gesamten Körpers, und Augenblinzeln spricht man untereinander mittels Zeichensprache.

Ein cooler Typ

Klare, saubere Fließgewässer, bevorzugt am Oberlauf der Flüsse, mit rascher Strömung und seichtem Wasser: So sieht das Zuhause der Wasseramsel aus. Bei einem Spaziergang durch eine naturnahe, wasserführende Schlucht mit Linden, Ahorn, Eschen, Hollerbeeren und dem typischen Hirschzungenfarn kann man sie auf Steinen sitzen sehen. Wird sie dabei von einem angreifenden Sperber überrascht, stürzt sie sich kopfüber ins Wasser. Feinde können nicht folgen. Sie ist gerettet. Dieser Lebensraum bietet ihr Sicherheit, Nahrung und Brutraum. Sie verlässt ihn auch im Winter nicht. Während andere Vögel vor der Kälte und dem Schnee in den Süden flüchten, harrt sie so lange aus, bis der Bach gänzlich zugefroren ist. Erst dann muss sie weichen und sucht nach eisfreiem Fließgewässer. Der Winter am Fluss kann sehr streng sein, doch selbst bei minus 40°C taucht sie im Wasser nach Nahrung. Durch ihr dichtes, eingefettetes Gefieder ist sie vor Kälte und Nässe geschützt. Ab dem Spätwinter widmet sich dieser „coole“ Vogel der Fortpflanzung. Hat das Wasseramselmännchen ein passendes Weibchen gefunden, werden fußballgroße Kugelnester aus Moos gebaut oder alte Nester ausgebessert und bezogen. Die Brutplätze finden sich immer nahe am stark strömenden Wasser, oft tief in Höhlungen versteckt. Je feuchter und dunkler, desto besser, könnte man meinen. Dies dient dazu, dass mögliche Nesträuber wenig Chancen auf Erfolg haben. Nach dem Schlüpfen dauert es noch ein gutes Monat bis die Jungen selbständig sind und sich ihre eigene Reviere suchen. Hat es noch in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts besorgniserregend für die Wasseramsel ausgesehen, so ist durch die Verbesserung der Wasserqualität und wasserbauliche Maßnahmen dieser prächtige und einzigartige Vogel an unseren Fließgewässern wieder häufig zu beobachten.

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