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Foto: Ewald Neffe

Foto: Gerlinde Wakonigg

Foto: Ewald Neffe

Besenheide

So spät im Jahr wie sie blüht kaum wer: In zartem Rosa auf kurzen holzigen und stark verzweigten Trieben erfreut uns die Besenheide im späten Herbst noch mit ihren zarten rosafärbigen Blüten. Die Blätter der Besenheide, wie sie noch genannt wird, sind schuppenförmig und dicht anliegend.

Wir zeigen unter anderem, wie diese Pflanze zu ihrem Namen kam und welche Verwendungsformen der Mensch für diese spät im Jahr blühende Schönheit gefunden hat.

Erika ist was anderes

Gern und oft wird die Besenheide als "Erika" verkauft – sie ist eine willkommene Pflanze in Zierbeeten, wo sie als im Herbst blühende Bodendeckerin eingesetzt wird. Aber wer genau schaut, sieht alsbald den Unterschied zwischen diesen beiden Zwergsträuchern: Die Blätter der Besenheide sind schuppenförmig übereinander liegend, wogegen bei der im Frühling blühenden Schneeheide oder Erika die Blätter nadelförmig sind und weit abstehen. Die Blüte der Besenheide täuscht uns gern, denn was da rosa blüht, sind die Kelchblätter. Die sind bei den meisten anderen Pflanzen unscheinbar und grün. Die eigentlichen Blütenblätter sind nur halb so lang und nur bei genauem Hinschauen zwischen dem Kelch zu erkennen.

Der botanische Name unserer Pflanze, Calluna, leitet sich aus dem Griechischen "kallynein" her, was "schön machen" bedeutet. Damit ist das Wohnhaus gemeint, denn früher wurden die langen und vielfach verzweigten zähen und holzigen Stängel der Besen(!)heide zu gut kehrenden Besen gebunden. Diese fegten dermaßen gut, dass selbst üble Stimmungen und böse Wünsche anderer Menschen aus dem Haus gekehrt wurden, so die Sage. In der Volksheilkunde werden die getrockneten Blüten und Blätter als harntreibender, stark entwässernder Tee eingesetzt. Da die Pflanze viele Gerbstoffe enthält, können die Blüten auch als farbgebende, stark aromatische Speisewürze eingesetzt werden.

Und weil die Besenheide so spät im Jahr blüht, geht es sich mit dem Ausreifen der Früchte heuer nicht mehr aus. Erst im kommenden Frühling öffnen sich die Kapseln und geben die winzigen Samen frei, welche vom Wind verbreitet werden.

Sauer und mager

Der alte Name "Heide" bezeichnete ein unbebautes, karges Gebiet. Namensgebend dafür ist unsere Besenheide: Sie gedeiht nur auf ausgesprochen nährstoffarmen und sauren Böden bei sehr extensiver Nutzung. Durch stärkere Beweidung, häufigere Mahd und vor allem Düngung wird sie rasch zurück gedrängt. Bis in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts war sie noch auf Weideflächen der Tieflagen und Ebenen weit verbreitet. Heute finden wir sie fast nur mehr auf mageren Weiden der Berglagen außerhalb der Kalkgebirge. So auch auf vielen Almen, wo etwa Wildschweine nach Nahrung suchen. Das Wachstum auf solch kargen Böden ermöglicht der Besenheide eine spezielle Form der Mykorrhiza, also der Symbiose der Pflanzenwurzeln mit Pilzen, welche bei der Nährstoffaufnahme behilflich sind.

Die zarten rosafärbigen Blüten der Besenheide bieten reichlich Nektar an leicht zugänglicher Stelle an. Damit wird unsere Pflanze gern von Insekten besucht, ganz besonders von Honigbienen, welche hier noch eine späte Tracht vorfinden. Aber auch spezialisierte Sand- und Seidenbienen sind auf den Nektar der Besenheide angewiesen. Ist das Wetter im Herbst schlecht und sind daher keine Insekten mehr unterwegs, verlängert die Besenheide einfach ihre Staubfäden und der Pollen wird reichlich über den Wind abgegeben und verbreitet: So ist die geschlechtliche Vermehrung in jedem Falle sicher gestellt. Als Nahrung dient die Besenheide den Raupen einiger Sackträger-Falter sowie den Larven von Rüsselkäfern.

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