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Foto: Herfried Marek

Foto: Herfried Marek

Foto: Herfried Marek

Alpenbockkäfer

Einen besonders spektakulären Vertreter der Tierwelt hat man als „Botschafter“ der Urwaldarten auserwählt. Er ist der „Star der Holzkäferschar“ und er lebt nur im naturnahen Buchenwald mit Altbäumen und Totholz: der imposante Alpenbockkäfer (Rosalia alpina).

Ein Prachtkerl

Diese Schönheit ist auf Briefmarken und in Schulbüchern zu sehen. Ihn das erste Mal lebend zu beobachten überwältigt jede/n Naturbegeisterte/n. Und gerade im August stehen die Chancen dazu sehr gut. Ab Juli und in den August hinein kann man ihn – aber nur mit Glück und in bestimmten Regionen –bewundern. Als einer der farbenprächtigsten und größten Vertreter (bis 38 mm Köperlänge) der heimischen Bockkäfer ist er mit dem hellblauen Körper, den charakteristischen schwarzen Flecken sowie den schmucken Fühlerbüscheln unverwechselbar.

Doch um seinen Lebensraum ist es weniger prächtig bestellt. Besonders die Beseitigung seiner Brutbäume, in denen sich die Larven entwickeln, macht ihm zu schaffen. Der Käfer, und mit ihm eine Heerschar weiterer Waldlebewesen, benötigt vor allem alte, teilweise oder ganz abgestorbene Baumriesen an sonnigen Standorten. Wann haben Sie zuletzt bei Ihren Waldspaziergängen einen solchen Baum gesehen?
Sollte Ihnen ein derartiges Exemplar unterkommen – vor allem Rotbuchen, selten Bergahorne oder Bergulmen, können Sie selbst in die Rolle eines/r Naturforschers/in schlüpfen. Finden Sie das typische Ausschlupfloch des Käfers? Es ist flach-ovalförmig und bis zu 11 mm lang und 8 mm breit. Durch diese Öffnung dringt der erwachsene Käfer ins Freie, nachdem er mehrere Jahre als Larve und Puppe versteckt im Totholz gelebt hat.
Oftmals findet man hunderte kleine und große Schlupflöcher unterschiedlichster Insektenarten an einem Totholzstamm. Damit ist klar: totes Holz ist ziemlich lebendig.

Botschafter der Urwaldarten

Vor etwa 6.000 Jahren, in der nacheiszeitlichen Klimaänderung, setzte die Ausbreitung der Rotbuche in Mitteleuropa ein. Bis zur Römerzeit bildete sie hier großflächige und urige Waldbestände. Überall waren Altbäume sowie stehende und liegende Totholzbäume in rauen Mengen vorhanden. Viele Organismen nutzten diese natürliche Ressource, der (ehemaligen) Baumart Nr. 1 in Mitteleuropa.

Später begann der Mensch den Wald intensiver zu nutzen, zu verändern und teilweise zu roden. Die Rotbuche wurde gebietsweise stark zurückgedrängt. Heute nehmen vielerorts Fichtenforste die ehemals von der Rotbuche dominierten Waldlebensräume ein. Am meisten mangelt es aber in allen Wäldern an Altbäumen und an Totholz.
Es liegt auf der Hand, dass dabei die Vielfalt der heimischen Waldnatur auf der Strecke bleibt. Besonders lichtliebende Arten und die Totholzbesiedler werden durch einförmige Aufforstungen und die „Waldhygiene“ in Mitleidenschaft gezogen. Alles in allem sind dadurch mehrere tausend Tierarten, aber auch Pilze und Flechten, nachteilig betroffen. Ziel des Naturschutzes und einer naturorientierten Waldbewirtschaftung ist es heute, diesen Entwicklungen entgegenzuwirken. Erfreulich: In der Schweiz etwa gibt es nachweislich eine Zunahme des Alpenbockkäfers.
Windwürfe und Borkenkäferschäden an Fichten sind für die Forstwirtschaft verständlicherweise echte Katastrophen, aber sie kurbeln die Dynamik und Vielfalt im Wald enorm an. Davon profitieren viele jener Totholzbesiedler, die durch intensive Waldnutzung schon am Rande des Aussterbens stehen.
Der Alpenbockkäfer ist in den Naturschutzgesetzen der österreichischen Bundesländer und in mehreren internationalen Schutzübereinkommen genannt. Die Botschaft des Alpenbockkäfers ist eine eindeutige: Naturnahe Wälder mit Altbäumen und mit totem Holz sind ein Eldorado für die Natur-Vielfalt.

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