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Nisthilfen und Überwinterungsquartiere

Durch die voranschreitende Umwandlung natürlicher Lebensräume und die Versiegelung offener Flächen gehen für unsere Insekten Nistmöglichkeiten und Plätze, an denen sie sicher überwintern können, verloren. Viele dieser Tiere sind hochspezialisiert und stellen sehr bestimmte Anforderungen an ihren Nistplatz. Unter den Wildbienen finden sich solche, die ihre Nistanlagen in der Erde errichten, solche die sich dafür in das Mark trockener Stängel nagen und wiederum andere, die bereits vorhandene Hohlräume nutzen, wie Felsspalten. Auch Lehm als Nistmaterial ist für einige Insekten unabdingbar.

Durch Anlage von Nisthilfen in unterschiedlicher Ausgestaltung können somit auf kleinem Raum verschiedenste Insektenarten gezielt gefördert werden, weil solche natürlichen Standorte oftmals vernichtet wurden. Die Bereitstellung von Überwinterungsquartieren unterstützt Insekten, Vögel und Säugetiere dabei, geschützt durch die kalte Jahreszeit zu kommen.

Was brauche ich für die Anlage eines Insektengartens?

Vorbereitung

Zuerst sollte man sich überlegen, wo man einen guten Platz für ein geeignetes Insektenhotel hat und wie groß es werden kann. Dann kann man verschiedene Nisthilfen in einem „Insektenhotel“ kombinieren. Wichtig ist, sich vorher damit auseinander zu setzen, wie Insektennisthilfen jedenfalls nicht aussehen dürfen.

„No-Gos“ bei Insektennisthilfen

  • Ausgefranste Stängel oder rissige, scharfkantige Bohrlöcher in weichem Holz verletzen die zarten Flügel. Damit schadet man den Insekten, statt ihnen zu helfen.
  • Querliegende Halme, die fast vollständig durch Mark befüllt sind, werden von Hohlraumbesiedlern nicht verwendet.
  • Springendes, frisches Holz
  • Lackierte oder anderweitig chemisch behandelte Hölzer haben im Insektenhotel nichts verloren

Standort und Fläche

Nisthilfen können auf Freiflächen, im Garten oder auch auf Balkonen und Terrassen angebracht werden – wichtig ist ein Platz in der Sonne und Schutz vor Regen und starken Winden. Im Idealfall erfolgt die Ausrichtung nach Südost oder Südwest. Die Nisthilfen sollten vor Haustieren geschützt sein, eine erhöhte Montage ist sinnvoll. In der näheren Umgebung sollten die Bewohner Zugang zu genügend geeigneten Nahrungsquellen vorfinden (siehe Kapitel „Insektengärten“ oder „Blühflachen“).

Kosten und personeller Aufwand

Je nachdem wieviel Material Sie bereits im Garten haben, kann Ihnen die Anlage einer Nisthilfe nahezu nichts kosten. Wenn Sie ein größeres „Hotel“ kombinieren wollen, kommen die Kosten für das Gerüst aus Holz, Brettern für das Dach und die Schrauben hinzu. Die Anlage kann man alleine machen, ein großes Hotel kann man aber auch gut in einer Gruppe bauen.

Wie erfolgt die Anlage geeigneter Nisthilfen?

Baumstämme mit Bohrgängen

Material und Geräte

  • Baumstämme
    • in einer Länge von 30–100 cm ab 15 cm Durchmesser
    • aus Hartholz wie Eiche, Esche, Obstbäume, Ahorn oder Buche
  • Werkzeug
    • Bohrmaschine und Holzbohrer

Anlage

Die abgestorbenen Laubbaumstämme müssen zuerst entrindet werden. Wenn Sie gut durchgetrocknet sind, ist eine glatte und saubere Bohrung möglich. Die Bohrung der Löcher erfolgt niemals ins Stirnholz, sondern immer ins Längsholz. Die Löcher in unterschiedlichen Bohrdimensionen (0,2–1 cm Durchmesser und 5–12 cm Tiefe) bohren Sie quer zur Faser seitlich in den Stamm. Kleinere Baumstämme können Sie in ein Hotel miteinbauen, größere am Boden aufschichten.


Bündel aus Pflanzenstängeln

Material und Geräte

  • Hohle, trockene Pflanzenstängel
    • z. B. Schilf, Bärenklau oder Ampfer in unterschiedlichen Durchmessern (2–10 mm) und einer Länge von 8–20 cm.
  • Markhaltige Pflanzenstängel
    • z. B. Holunder, Königskerze, Himbeere oder Rose
  • Bindfaden zum Fixieren der Bündel

Anlage

Bündel aus Pflanzenstängeln, die waagrecht abgelegt werden, lassen sich in einem Insektenhotel gut einsetzen, um Zwischenräume zwischen größeren Holzelementen oder Kisten zu befüllen. Achten Sie beim Schneiden der Stängel auf saubere, splitterfreie Schnittkanten. Trennen Sie die Stängel immer hinter dem natürlich vorhandenen Knoten ab, damit das hintere Ende verschlossen ist. Nun machen Sie aus den hohlen Stängeln in verschiedenen Dimensionen Bündel. Bündel markhaltiger Stängel sollten im Insektenhotel senkrecht aufgestellt werden, dann können marknagende Insekten sie nutzen.


Gefüllte Kisten

Material und Geräte

  • Kisten mit mindestens 15 cm Tiefe
  • Füllmaterial
    • möglichst feiner Lehm, Ton oder Löss
  • Werkzeug
    • Bohrmaschine und Holzbohrer

Anlage

Füllen Sie Kisten mit Lehm, Ton oder Löss. Im Anschluss bohren Sie Löcher in einem Durchmesser von 0,4–0,9 cm in das Substrat. Die Kisten werden dann so hingelegt, dass die Bohrgänge waagrecht sind. Damit entspricht die Kiste dem Pendant in der Natur – einer Böschung mit offenen Stellen. Durch Bereitstellung von feuchtem Lehm im Garten unterstützt man verschiedene Wildbienen beim Nestbau – sie verschließen damit ihre Bruthöhlen.


Ohrwurmquartier

Ohrwürmer halten sich tagsüber in Ritzen oder Spalten auf, also finden sie auch in den anderen Nisthilfen Unterschlupf. Um sie gezielt zu fördern, kann man ihnen einfach ein Quartier bauen. Dafür hängt man einen mit Holzwolle oder Stroh gefüllten kleinen Blumentopf verkehrt in einem Baum oder Strauch auf oder befestigt ihn an einem Stecken.

Wichtig ist, dass die Ohrwürmer über den Stecken oder einen Ast direkt in den Topf klettern können. Man kann die Nützlinge mit dem Topf bei Bedarf direkt zu von Blattläusen befallenen Pflanzen umsiedeln.

Expert*innen-Tipp

Diese drei unterschiedlichen Arten von Nisthilfen können Sie mit etwas handwerklichem Geschick nach Belieben in einem „Hotel“, also einem aus unbehandeltem Holz gebauten Rahmen, der erhöht montiert wird, kombinieren.


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