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Totholz

Ob im Wald oder dem eigenen Garten, Totholz ist ein wichtiger Bestandteil in unserer Landschaft. Das Anlegen eines Totholzhaufens, einer Totholzpyramide oder -hecke, leistet einen wertvollen Beitrag, denn so schaffen wir Lebensräume für eine Vielzahl von verschiedenen Arten. In und um Totholz findet man langfristig sowohl Pflanzen als auch Tiere, zum Beispiel Pilze, Moose, Flechten, Wildbienen, Spechte und Käfer.

Totholz kann unterschiedlich aussehen, denn sowohl abgestorbene Äste als auch umgefallene Bäume oder Baumstrünke sind Totholz, die einer Vielzahl an Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bieten.

Es kommen ungefähr ein Drittel aller Käfer nur an und um Totholz vor – es ist also die Lebensgrundlage von mehr als 1000 Käferarten! Einer der bekanntesten Totholzkäfer ist der Hirschkäfer. Der Dunkelbraune Kugelspringer, mit seiner ulkigen Sprungtechnik, ist hingegen fast niemandem bekannt. Um Käfer und andere Tiere am Totholz zu beobachten, sucht man sich am besten Totholz an einem sonnigen Plätzchen und beginnt zu beobachten. Sieht man ein Stück abstehende Rinde, so lohnt es sich auch einen Blick dahinter zu werfen – mit etwas Glück sieht man hier Bohrgänge, Fraßspuren oder Gelege von Insekten oder findet Rindenwanzen, die sich hier verstecken.

 

Superhelden im Totholz

Hirschkäfer
Lucanus cervus

Merkmale:

  • 6 Beine
  • 3-geteilter Körper (Kopf, Rumpf, Hinterleib)
  • feste gefärbte Deckflügel
  • stark entwickelte Beißwerkzeuge

Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Superkraft: Wehrhafter Gigant

Der Hirschkäfer gehört zu den größten Käferarten Europas. Die Männchen sind erprobte Kämpfer und haben beeindruckende Zangen. Mit diesen bekämpfen sie einerseits Rivalen, indem sie sie vom Baum stoßen und halten andererseits damit Weibchen fest. Die stattliche Zange erinnert an ein Geweih und kann fast die Hälfte der Körperlänge einnehmen. Nach gewonnenem Kampf wartet als „Preis“ das Weibchen und eine leckere Stelle mit Eichensaft, die Lieblingsmahlzeit des Hirschkäfers. Zum Saugen des Saftes besitzen die Käfer speziell ausgebildete Mundwerkzeuge, die an einen kleinen, gefiederten, gelben Pinsel erinnern. Die Weibchen legen ihre Eier an morsche Wurzelstöcke der Eiche ab. Daraus schlüpfen weiße Larven, die bis zu 10 cm groß werden können. Sie ernähren sich von feuchtem und morschem Holz. Zu beobachten sind die erwachsenen Hirschkäfer vor allem an lauen Juli-Abenden, wenn sie auf der Suche nach einer Eiche, durch die Lüfte fliegen. Schon von Weitem kann man ihr Brummen hören. Leider sind sie mittlerweile selten und stehen deshalb unter Schutz.

 

 

Dunkelbrauner Kugelspringer  

Allacma fusca

Merkmale:

  • 6 Beine
  • 3-geteilter Körper (Kopf, Rumpf, Hinterleib)
  • 2 Antennen
  • kleine Tiere (bis zu 4 mm groß)
  • keine Flügel

Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Springschwänze (Collembola)
Superkraft: Held der Anpassung und Widerstandsfähigkeit, extravagante Fortbewegungsmethode

Springschwänze gibt es seit 400 Millionen Jahren. Sie kommen auf der ganzen Welt in den unterschiedlichsten Lebensräumen vor, sogar auf der Wasseroberfläche, auf Schnee oder Gletschereis. Sie sind Superhelden der Anpassung und kommen mit den unteschiedlichsten Lebensbedingungen zurecht. Sie ernähren sich von pflanzlichen und tierischen Zerfallsstoffen, zerlegen diese in ihre Grundbestandteile und tragen so zur Bodenfruchtbarkeit und Humusbildung bei. Der Dunkelbraune Kugelspringer hat keine Flügel und zählt zu den Urinsekten. Er besitzt einen harten Chitinpanzer, sein Kopf und die meisten seiner Hinterleibssegmente sind kugelförmig verwachsen und werden durch ein paar schüttere Härchen geziert. Der winzige Bodenpfleger hat noch einen besonderen Trick auf Lager: Er besitzt eine Sprunggabel, die im Ruhestand unter den Hinterleib geklappt ist. Droht jedoch Gefahr, klappt er die Sprunggabel gegen den Untergrund und katapultiert sich mit einem kräftigen Salto nach vorne. Möchte man ihn beobachten, so sucht man am besten Totholz ab und schaut auch hinter die Rinde.

 

Ideen und Tipps

Nachfolgend finden sich Anleitungen für verschiedene Aktivitäten und Projekte.

Wunderwelt im Totholz

Bildungsziele: Beobachten von Kleinstrukturen auf Totholz und seiner Bewohner


Alter: Kindergarten, Volksschule und Mittelschule

Gruppengröße: Kleingruppen

Material: Siebe, Kescher, Becher, Becherlupen, Handlupen, Schraubgläser, kleine durchsichtige Dosen, Binokular etc.


Ablauf: Zuerst werden an und um Totholz Beobachtungsobjekte gesammelt. Mit der Becherlupe, der Handlupe und dem Binokular werden die Objekte unter dem Gesichtspunkt der Schönheit eingeteilt. Dann stellt jede Gruppe ihre „schönen“, „hässlichen“ und „außergewöhnlichen“ Objekte vor. Danach wird darüber diskutiert, warum wir gewisse Dinge als schön und andere als grausig empfinden. Lebende Tiere werden wieder in die Freiheit entlassen.


Buchtipp: Frank Hecker & Katrin Hecker (2012): Mit Binokular und Lupe
Verlag: Haupt, ISBN: 9783258077246

Spurenlesen im Totholz

Bildungsziele: Tierspuren finden und konservieren


Alter: Volksschule

Gruppengröße: Kleingruppen

Material: Blei- oder Buntstifte, Papier


Ablauf: An Totholz finden sich verschiedene Spuren, zu den eindrucksvollsten zählen die Fraßspuren, die von verschiedenen Käferlarven hinterlassen werden. Um diese Spuren festzuhalten, wird das Blatt Papier auf die Fraßgänge gelegt und die Spuren abgepaust. Auf diese Weise können ganz unterschiedliche Tierspuren konserviert und mit nach Hause genommen werden.

Eine Hecke aus Totholz bauen

Bildungsziele: einen Totholz-Lebensraum selbst bauen, neuen Lebensraum schaffen


Alter: Kindergarten, Volksschule und Mittelschule

Gruppengröße: Gesamtgruppe

Material: in der Natur gesammelt: Totholzstecken, trockenes Gras, Lehm, morsches Holz, hohle Stängel von Kräutern, Steine, leere Schneckenhäuser


Ablauf: An einer geschützten Stelle unter einer Hecke, in einer Astgabel oder neben einem Baumstamm wird aus den Naturmaterialien eine „Hecke aus Totholz“ gebaut. Dazu werden als Begrenzung Stecken senkrecht in die Erde gesteckt und dann mit querliegenden Stecken die Hecke gefüllt. Von oben kann man dann z. B. lange hohle Stängel von Pflanzen hineinstecken. Wenn man lehmige Erde zur Verfügung hat, kann man einen Teil der Hecke mit einer dicken Schicht Lehm verputzen. An diesen Stellen kann man große Blätter und Farnwedel als Schutz gegen Regen auf die Hecke legen und mit Ästen beschweren.

Eine Hirschkäferwiege errichten

Hintergrund: Der Hirschkäfer, aber auch viele andere Käfer, Fliegen, Wanzen, Pilze usw., brauchen für die Entwicklung oder als Nahrung morsche Eichen-Wurzelstöcke. Der erwachsene Käfer selbst trinkt am liebsten den Saft alter Eichen, den er mit seinen speziell ausgebildeten Mundwerkzeugen saugt. Leider wird es für den Hirschkäfer immer schwieriger alte Eichen und deren Wurzelstöcke zu finden. Durch den Bau einer Hirschkäferwiege kann dem majestätischen Käfer geholfen werden, eine passende Kinderstube für seine Larven zu finden. Verwendet man unterschiedliche Laubholz-Baumarten, kann man mehrere Arten anlocken.


Bildungsziele: Lebensweise, Gefährdung und Schutzmaßnahmen für den Hirschkäfer und andere Totholzbewohner kennenlernen und aktiv helfen; Beobachtungen zur Entwicklung von Kleintieren im Totholz; Bedeutung von Alt- und Totholz im Wald und einer naturnahen Waldbewirtschaftung.


Alter: Volksschule und Mittelschule

Gruppengröße: Gesamtgruppe

Material: alte Eichenstämme und dicke Eichenäste (evtl. auch Eichenrindenstücke), Sägemehl, Eichen-Hackschnitzeln, Spaten, Schaufeln


Ablauf für den Bau einer Hirschkäferwiege: Wichtig ist die richtige Wahl des Standortes: eine sonnige Stelle, idealerweise umgeben von Eichen. Konnte bereits ein Hirschkäfer in näherer Umgebung beobachtet werden (Umkreis von ca. 3 km), eignet sich die Stelle perfekt. Dort wird eine ca. 50 cm tiefe Grube ausgehoben. In diese werden die Eichenstämme und -äste senkrecht gestellt. Die Zwischenräume werden mit Sägemehl und Eichen-Hackschnitzeln, evtl. auch mit Eichen-Rindenstücken aufgefüllt.

Tipp: Die Hirschkäferwiege sollte über die Jahre hinweg immer wieder mit Sägemehl und Hackschnitzeln nachgefüllt werden.

Durch natürliche Prozesse mit Hilfe von Pilzen und Mikroorganismen entwickelt sich in der Käferwiege das optimale Klima für Hirschkäferlarven. Findet ein Hirschkäferweibchen nun die Käferwiege, kann es mit der Eiablage beginnen. Fünf- bis acht Jahre werden die geschlüpften Larven in der Käferwiege verbringen, ehe daraus erwachsene Hirschkäfer schlüpfen. Die erwachsenen Käfer selbst sind besonders gut an lauen Juli-Abenden, wenn sie brummend durch die Lüfte auf der Suche nach einer Eiche fliegen, zu beobachten.


Hier geht’s zur bebilderten Anleitung für den Bau einer Hirschkäferwiege

Hier geht’s zum PDF-Download des Praxismaterials

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