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Sand- und Steinlebensraum

Sand- und Steinlebensräume sind für eine Vielzahl von Tieren wichtig. Steinhaufen und Trockenmauern waren traditionell ein Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Man sortierte früher die Steine aus den Feldern, damit der Pflug nicht beschädigt wurde, wodurch sich diese Strukturen über die Zeit entwickelten. Ist diese Struktur richtig angelegt, verwendet man also Steine, die es erlauben, dass Hohlräume erhalten bleiben (etwa Durchmesser um 20-40 cm), bietet man spaltenbewohnenden Tieren wie der Zauneidechse, einen Lebensraum. Offene Sandflächen und Erdabbrüche mit wenig Vegetation nutzen vielen bodennistenden Arten und Jägern. Hier findet man zum Beispiel die Große Weiden-Sandbiene, die sandige Flächen nutzt, um ihre Brutzellen zu errichten.

Sand- und Steinlebensräume sind Lebensräume für echte Spezialisten. Diese Lebensräume kann man in verschiedenster Form finden, ob in Abbaugebieten oder Überschwemmungsgebieten, sie sind gar nicht so häufig wie man glauben mag. Hier finden sich meistens wärmeliebende Tiere, die die Spalten und Ritzen, die sie vorfinden, nutzen um sich zu verstecken und so potenziellen Räubern zu entkommen. Weil die Flucht auch vor dem menschlichen Auge hier so leichtfällt, ist in diesem Lebensraum höchste Ruhe angebracht, denn so verbessern sich die Chancen, einen Berg-Sandlaufkäfer vorbeihuschen zu sehen oder eine Große Weiden-Sandbiene beim Erreichen ihrer Brutstätte beobachten zu können.

 

Superhelden in Sand- und Steinlebensräumen

Berg-Sandlaufkäfer
Cicindela sylvicola

Merkmale:

  • 6 Beine
  • 3-geteilter Körper (Kopf, Rumpf, Hinterleib)
  • erstes Fühlerglied mit dichten Borsten besetzt
  • ausgezeichnete Sprinter

Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Laufkäfer (Carabidae)
Superkraft: Sprinter mit Durchblick

Der Berg-Sandlaufkäfer gehört zur Familie der Laufkäfer und ist er ein begabter Sprinter. Er ist nicht nur aufmerksam und wendig, er zählt auch zu den schnellsten Tieren der Welt, gemessen an seiner Größe. Wenn er richtig in Fahrt kommt, erreicht er Geschwindigkeiten von bis zu 9 km/h, obwohl er nur etwas größer als eineinhalb Zentimeter wird. Wenn ein Mensch im Verhältnis gleich schnell laufen könnte, müsste er eine Geschwindigkeit von unglaublichen 770 km/h erreichen. Der Berg-Sandlaufkäfer setzt seine Superkraft bei der Jagd ein, um Insekten blitzschnell zu erbeuten. Sein großes Tempo ist aber nicht die einzige besondere Fähigkeit. Weil er so schnell ist, reicht seine Sehkraft nicht immer aus, um Hindernisse rechtzeitig zu erkennen, weshalb er eine Strategie entwickelt hat, um dennoch blitzschnell auszuweichen und Hürden zu überwinden. Er hält dafür seine Fühler beim Laufen ganz dicht über dem Boden. Wenn seine Fühler ein Hindernis berühren, kann er sofort ausweichen und so verhindern, dass ihm ein schmackhaftes Beutetier entwischt. Das ist ein sehr wichtiges Talent, denn er lebt nicht nur auf sandigen Flächen, sondern auch auf Kiesflächen und die sind keine ebene Rennbahn.

 

 

Große Weiden-Sandbiene

Andrena vaga

Merkmale:

  • 6 Beine
  • 3-geteilter Körper (Kopf, Rumpf, Hinterleib)
  • nur 6–8 mm groß
  • auf den Pollen von Weiden spezialisiert

Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Unterordnung: Taillienwespen (Apocrita)
Superkraft: Architektin mit herausragender Wahrnehmungsfähigkeit

Die Große Weiden-Sandbiene ist eine von fast 700 Wildbienen-Arten und eine fleißige Superheldin. Im Gegensatz zur Honigbiene lebt die Große Weiden-Sandbiene nicht in einer großen Kolonie im Bienenstock, sondern zieht es vor, alleine im Boden zu nisten. Dafür baut das Weibchen Brutröhren in den sandigen Boden. Diese Brutröhren haben Kammern, in die es die Eier hineinlegt. Somit baut es seinen Kindern sogar Einzelzimmer, die es mit Nektar und Pollen füllt. Zum Schluss verschließt die fleißige Baumeisterin die Brutkammern mit Steinchen, Sand und Lehm, damit keine Feinde zu den Eiern gelangen. Anders als die Baumaterialien, die mit dem Rüssel getragen werden, transportiert sie Pollen mithilfe der Haare, die ihr am ganzen Körper wachsen. Der Pollen, der ihr im Flug trotzdem vom Körper fällt, hilft, die Pflanzen, mit denen sie dabei in Kontakt kommt zu bestäuben. Ganz schön viel Arbeit für so ein kleines Insekt! Sie ist aber nicht nur besonders fleißig und kann ihre Baustoffe und Lebensmittel auf unterschiedliche Weisen transportieren, sie ist auch eine Meisterin des Pollenaufspürens – anders als ihre Schwester, die Honigbiene, verwendet sie nämlich nur den Nektar und Pollen von einer ganz bestimmten Pflanze, nämlich der Weide.

Um die Blüten des Baumes aufzuspüren, nutzt sie all ihre Sinne. Um die Farbe von Blüten zu erkennen, kommen ihre großen Facettenaugen zum Einsatz. Auf den ersten Blick sieht es zwar aus, als hätte sie zwei große Schwarze Augen, doch in Wirklichkeit sind es stolze 6.000 Augen, mit denen sie sogar im ultravioletten Bereich sehen kann. Damit nimmt sie Farben ganz anders wahr als wir Menschen und kann sogar Muster auf den Blüten erkennen, die uns verborgen bleiben. Wenn sie sehr schnell fliegt, orientiert sie sich nicht mit ihren Augen, sondern folgt dem Duft ihrer Lieblingsblüte. Dazu nutzt sie aber nicht ihre Nase, sondern ihre Antennen.

 

Ideen und Tipps

Nachfolgend finden sich Anleitungen für verschiedene Aktivitäten und Projekte.

Einen Sandgarten bauen

Bildungsziele: einen Lebensraum für Sandbienen, Ameisenlöwen, Zauneidechsen schaffen


Alter: Volksschule und Mittelschule

Gruppengröße: Kleingruppe oder Gesamtgruppe

Material: Feinsand ohne Zusatzstoffe. Je nach Art des Sandgartens Holz, Schrauben und Nägel zum Bau eines Hochbeets oder Schaufeln zum Ausheben einer Grube.


Ablauf: Für einen Sandgarten eignet sich am besten ein warmer, trockener und gut besonnter Standort.

Auf mindestens 1 m² wird die oberste Bodenschicht, die meistens sehr humus- und nährstoffreich ist, abgetragen. Das Loch, das hier entsteht, sollte mindestens 50 cm tief sein. Alternativ kann man den Sandgarten auch als Hochbeet anlegen. So spart man sich das Abtragen der Grasnarbe und kann sicherstellen, dass trotzdem keine Pflanzen von unten aufkommen. Das hat auch den Vorteil, dass man ebenso in Bereichen mit feuchten Böden und hohen Grundwasserständen ein trockenes Zuhause für Bienen und Co. schaffen kann. Die Grube oder das Hochbeet befüllt man nun mit feinem Sand, z. B. Quarzsand.

Wichtig: darauf achten, dass in jedem Fall eine Art Feinsand ohne Zusatzstoffe verwendet wird, denn andernfalls bleibt der Sand unbewohnt.


Hier gibt’s Informationen zur Anlage von Sandgärten und Grünflächen auf Sand

Hier geht’s zum Flyer „Naturnahe Gärten auf Sand“

Hier geht’s zur Arbeitsmappe „Naturnahe Gärten auf Sand“

Hier geht’s zur Anleitung für die Anlage eines sandigen Trockenbiotops

Nisthilfen für im Erdboden nistende Arten

Hintergrund: Zahlreiche Wildbienenarten, Grabwespen oder Wegwespen bauen ihre Nester in den Boden. Die winzigen, kleinen Löcher können oft im Blumenbeet oder an den Straßenrändern beobachtet werden. Kleine Hohlräume unter der Erde, einzelne Brutzellen oder verzweigte Bauten mit Seitengängen und Brutzellen werden von den kleinen Baukünstlern angefertigt. Die Gänge dieser unterirdischen Wohnungen können von wenigen Zentimetern bis zu einem Meter tief sein.

Bildungsziele: In der Erde nistende Insekten und ihre versteckten Bauten kennenlernen, Wildbienen fördern und schützen


Alter: Kindergarten, Volksschule, Mittelschule

Gruppengröße: Kleingruppe oder Gesamtgruppe

Material: Sand oder sandiger Lehm, Blumen- oder Holzkisten, Bruch- oder Hohlblocksteine


Verschiedene Nisthilfen:

  • Sonnige, warme, wenig bewachsene Böschung anlegen
  • Aus Sand oder sandigem Lehm kann eine künstliche Böschung geschaffen werden
  • Offene Bodenstellen schaffen
  • Mit Sand gefüllte Blumenkästen, -töpfe und Holzkisten werden gerne von den Erdnistern angenommen
  • Eine sonnenexponierte Stelle im Garten kann mit Bruch- und Hohlblocksteinen (Höhe ca. 50–100 cm) eingefasst und mit Flugsand oder lehmigen Sand befüllt werden
  • Sand- und Lehmflächen unter Dachvorsprüngen sind gut vor Regen geschützt und werden gerne als Nistplätze angenommen

Pflege: wird der Bewuchs zu dicht, sollten durch Auslichten wieder neue Niststellen geschaffen werden.

Eine Reptilienburg bauen

Hintergrund: Reptilien, wie Eidechsen und Schlangen lieben warme, gut besonnte Stellen mit vielen Versteckmöglichkeiten, an denen sie sich aufwärmen und bei Gefahr schnell zurückziehen können. Der beste Standort für eine Reptilienburg ist ein sonniger Platz im Garten, idealerweise in der Nähe einer dichten Vegetation, zum Beispiel hohem Gras, niedrigen Sträuchern, einer Hecke oder eines Baumes.

Bildungsziele: einen Lebensraum für Eidechsen und Schlangen anlegen bzw. verbessern


Alter: Volksschule und Mittelschule

Gruppengröße: Gesamtgruppe

Material: Schaufeln, Kies, Steine unterschiedlicher Größen (Durchmesser ab 20 cm)


Ablauf: Zuerst gräbt man ein Loch, das mindestens 1,5 x 1,5 m groß und 60 cm tief sein sollte. Dann füllt man das Loch im ersten Schritt mit einer Kiesschicht, die ungefähr 20 cm dick sein sollte.

Nun folgen Mittelgroße Steine mit einem Durchmesser von ungefähr 20 cm. Diese werden hoch aufgeschichtet – der Steinhaufen sollte die Erdoberfläche am Ende um ca. 60 cm überragen.

Um die neue Behausung auch vor Regen zu schützen, können auch ein paar große, flache Steine auf den Haufen gelegt werden. Schützt man die Nord- und Westseite der Burg zusätzlich mit einer dünnen Schicht, die man aus der abgetragenen Erde gewinnt, ist die Burg bei jedem Wetter für ihre neuen Bewohner gemütlich.

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