Zum Inhalt springen

AA AA AA

Foto: Ewald Neffe

Foto: Archiv Naturpark Weißbach

Foto: Ewald Neffe

Naturparke bündeln Kräfte für Klimawandel

Ob Klimawandel oder Besucher*innenansturm: Der diesjährige Naturpark-Gipfel im Kaunertal widmete sich auch herausfordernden Themen – mit vielversprechenden Ansätzen

v. l. n. r.: Ernst Partl (GF Kaunergrat), Alexander Jäger (Obm. Kaunergrat) LH-Stv.in Ingrid Felipe, Johann Thauerböck (Präs. VNÖ), Franz Handler (GF VNÖ) | Foto: VNÖ

Die neue Ausstellung "Mit aller Kraft – Gletscher, Klima, Kaunertal" im Quellalpin informiert über den Klimawandel und seine Folgen | Foto: VNÖ

Der Naturpark Kaunergrat wird durch die Hochgebirgslandschaft der Ötztaler Alpen geprägt und reicht von den Innauen bis hinauf zur Wildspitze | Foto: Andi Kirschner

Das barrierefreie Piller Moor im Naturpark Kaunergrat ermöglicht Menschen im Rollstuhl oder mit Mobilitätseinschränkungen einzigartige Naturerlebnisse | Foto: Archiv Naturpark Kaunergrat, Daniel Zangerl

Mit den Augen der Besucher*innen betrachtet, sind die Naturparke die schönsten Landschaften Österreichs. Sie sind beliebte Ausflugsziele, deren Charme und vielfältige Natur durch sensible Nutzung erhalten wird. Doch sie stehen gehörig unter Druck. Zwei besonders große Herausforderungen für diese Natur- und Kulturlandschaften sind globale: der Rückgang der Biodiversität und der Klimawandel. Diese Veränderungen haben massive ökologische, gesellschaftliche sowie wirtschaftliche Folgen und sind eng miteinander verwoben. Hinzu kommt der steigende Besucher*innenandrang in Naturparken. Dieser hat sich im vergangenen Jahr coronabedingt massiv erhöht.

Diese Entwicklungen erfordern ein konsequentes und zielgerichtetes Handeln – so der Tenor beim diesjährigen Naturpark-Gipfel im Kaunertal. Die eindrucksvolle Gebirgskulisse des Naturparks Kaunergrat bot heuer den Rahmen für Gespräche mit LH-Stv.in Ingrid Felipe. Diese tauschte sich mit Vertreter*innen aus allen acht Naturpark-Bundesländern über wichtige aktuelle Entwicklungen aus.

 

Naturparke positionieren sich zum Klimawandel

Zentrales Thema war dabei der Klimawandel. „Die 48 Österreichischen Naturparke engagieren sich bereits heute auf vielseitige Weise in diesem Bereich: Von nachhaltigen Mobilitätskonzepten über Bewusstseinsbildung bis hin zu angepassten Formen der Land- und Forstwirtschaft reichen die Maßnahmen“, erläutert Johann Thauerböck, Präsident des Verbandes der Naturparke Österreichs. Gemeinsam mit Naturpark-Verantwortlichen aus ganz Österreich wurde in einem mehrstufigen Prozess die „Klimastrategie der Naturparke“ erarbeitet, die nun als umfangreiche Leitlinie für ein koordiniertes Vorgehen dient.

Die darin formulierte Vision ist, dass Naturparke Vorzeige-Regionen für die Verknüpfung von Klimaschutz bzw. Klimawandelanpassungsmaßnahmen und Biodiversität werden. Neben der aktiven Integration klimarelevanter Aspekte in bestehende Naturpark-Aktivitäten und einem dahingehenden Kompetenzaufbau in den Managements, sind künftig vermehrt Kooperationen mit Klimaorganisationen (z. B.: KEM, Klar, Klimabündnis) geplant. Die zentrale Aufgabe wird aber vor allem eine österreichweit koordinierte Informations-, Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit sein. Insgesamt will man sich dabei die große Stärke des Naturpark-Netzwerks zu Nutze machen: die breite Verankerung in der Region. LH-Stv.in Ingrid Felipe begrüßt diesen Schritt und meint: „Die Auswirkungen des Klimawandels werden in unserer Natur immer sicht- und spürbarer. Als Naturschutz- und Klimaschutzlandesrätin freut es mich daher besonders, dass dieses Thema ab sofort in den Naturparken in den Mittelpunkt ihrer Arbeit rückt, denn die Natur kann nur erhalten und geschützt bleiben, wenn wir uns gesamthaft gegen die Auswirkungen des Klimawandels stemmen.“

 

Naturparke reagieren auf Besucher*innenandrang

Die Naturparke sind beliebte Reiseziele und erfreuen sich stetig wachsender Beliebtheit. Der sprichwörtliche „Run“ auf die Berge und zu attraktiven Ausflugszielen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen und im Corona-Jahr hat sich dieser Trend noch einmal massiv verschärft. Wie beim Naturpark-Gipfel deutlich wurde, ist der Nutzungsdruck mancherorts derart gestiegen, dass es im Gelände teils zu massiven Schäden gekommen ist. Durch gezielte Besucher*innenlenkung und Bewusstseinsbildung wird in Naturparken versucht, dem negativen Aspekt dieser Entwicklung entgegenzuwirken, Schäden in Grenzen zu halten und auch die Störungen für Wildtiere zu reduzieren.

Im Naturpark Karwendel beispielsweise fließen jahrelange Erfahrung in den Aufbau der Online-Plattform „Digitize the Planet“ ein, die entsprechende Informationen digital zugänglich macht. Einen anderen Ansatz verfolgt ein grenzüberschreitendes Projekt, in dem sich die Naturparke Karwendel und Tiroler Lech engagieren. Um den zunehmenden Erholungsdruck auf die Gebirgsflüsse zu entschärfen, werden hier gemeinsam Qualitätsstandards für Besucher*innenlenkung erarbeitet. Ziel ist u.a., diese Thematik in Managementplänen zu verankern und in einem mehrstufigen Kommunikationsprozess zu vermitteln.

 

Naturparke sind inklusive Erholungsgebiete

Ein weiteres Thema, dem sich die Gipfel-Teilnehmenden widmeten, war die Barrierefreiheit. Das Erleben der Natur sollte jedem möglich sein. In den letzten Jahren haben die Naturparke daher unterschiedliche Angebote geschaffen, die es allen Menschen ermöglichen, Natur und Landschaft zu genießen. Den Zugang zu diesen Naturerlebnissen bieten etwa barrierefreie Wanderwege und Naturpark-Zentren, angepasste Führungen oder tastbare Beschreibungen entlang von Wegen und Erlebnispfaden.

Einer vom VNÖ durchgeführten Umfrage zufolge sind bereits 75% aller Naturparke in Österreich im Bereich „Barrierefreiheit“ aktiv. Über die Hälfte haben ein barrierefreies Naturpark-Haus und in einem Drittel gibt es gegenwärtig eine barrierefreie Ausstellung. Ein Viertel aller Naturparke bietet spezielle Naturvermittlungsangebote an und 40 % barrierefreie Themenwege, wie etwa beim Piller Moor im Naturpark Kaunergrat.

Top