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Foto: Ewald Neffe

Foto: Archiv Naturpark Weißbach

Foto: Ewald Neffe

Burgenländische Naturparke feiern „Internationalen Tag der Streuobstwiese“

„Das Land Burgenland arbeitet gemeinsam mit den Naturparken an einem Managementkonzept und diversen Projekten für den Erhalt der Streuobstwiesen“, so LH-Stv.in Eisenkopf

Streuobst Initiative Rechnitz: PK Mit LHStvin. Mag. Astrid Eisenkopf, Naturparkobmann Engelbert Kenyeri, GF Naturschutzbund Burgenland Klaus Michalek, DI Thomas Böhm, ARGE Naturparke Burgenland | Foto: Land Burgenland

Wiedehopf in Rechnitz im Naturpark Geschriebenstein | Foto: Gerhard Gabriel

Bestäuberparty: Kinder vom Naturparkkindergarten Wallendorf beim bestäuben eines Kriecherlbaumes | Foto: Isabella Ostovary

Am Freitag, den 30. April 2021, wird europaweit der erste „Tag der Streuobstwiesen“ stattfinden. Damit soll die Bedeutung der Streuobstwiese für die Tier- und Pflanzenwelt und die Gesellschaft in ganz Europa hervorgehoben werden. Das Land Burgenland arbeitet gemeinsam mit den Naturparken an einem Managementkonzept und diversen Projekten für den Erhalt der Streuobstwiesen. LH-Stv. Mag.a Astrid Eisenkopf hat heute gemeinsam mit DI Thomas Böhm, Regionalmanagement Burgenland, Mag. Dr. Klaus Michalek, GF Naturschutzbund und Engelbert Kenyeri, Obmann Naturpark-Geschriebenstein, die Initiativen dazu in Rechnitz präsentiert.

Mit über 5.000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten zählen Streuobstwiesen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Nach Schätzungen gibt es allein in Österreich mehr als 3.000 verschiedene Obstsorten. „Der Streuobstbau ist wesentlich für die Erhaltung der Biodiversität und der Sortenvielfalt im Obstbau. Im Burgenland gibt es 400 Sorten und einige Hundert lokale Sorten, die noch nicht erhoben wurden. Diese Vielfalt ist nur mehr auf den traditionellen Streuobstwiesen zu finden. Bisher liegen nur grobe Schätzungen über die Streuobstbestände vor. Nach diesen gibt es im Südburgenland noch ca. 3.000 ha Streuobstwiesen, das sind ca. 220.000 Bäume. Wir können davon ausgehen, dass sich ca. 70 % der Streuobstbestände des Burgenlandes im Landessüden befinden“, so Eisenkopf.

 

Streuobstwiesen sind akut gefährdet

Vor 1960 gab es in Österreich noch ca. 35 Mio. großkronige Obstbäume in der Landschaft. Heute sind nur mehr ca. 4,5 Mio. Bäume vorhanden und der Rückgang hält an. Die Streuobstbäume sind oft überaltert, in einem schlechten Zustand, wenig gepflegt und es fehlt an Nachpflanzungen, die den Streuobstbau langfristig sichern. Dazu Eisenkopf: „Mit dem Rückgang der Obstbäume ist ein enormer Verlust an Lebensräumen und an Vielfalt in der Kulturlandschaft einhergegangen. Das Land Burgenland arbeitet gemeinsam mit den Naturparken an einem Managementkonzept und diversen Projekten für den Erhalt der Streuobstwiesen“.

 

Projekt BANAP – Balance for Nature and People (Interreg Slowenien-Österreich)

In diesem Interreg-Projekt wurde zum Thema Streuobst unter anderem ein Managementkonzept erarbeitet. Dazu wurden in den drei südlichen Naturparken Workshops mit jeweils 30 interessierten Teilnehmern abgehalten und Ideen zur gemeinsamen Pflege, Bewirtschaftung und Produktentwicklung gesammelt.
„Mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass wir seitens des Landes Projekte zum Erhalt der Streuobstwiesen unterstützen. Mit den Naturparken wurden beispielsweise ein Managementkonzept für den Erhalt des Lebensraums "Streuobstwiese" erstellt. Es wurden auch Obstraupen und Saftpressen angeschafft. Ein weiteres Ziel ist es, dass sich mehrere Streuobstbauern zusammenschließen, um ihre Produkte gemeinsam vermarkten zu können“, betont Eisenkopf.

In Zukunft wird der „Tag der Streuobstwiese“ jeweils am letzten Freitag im April seinen Platz im Kalender finden. Um diese Jahreszeit sind in vielen Streuobst-Regionen Österreichs, Deutschlands und der Schweiz sowie unter anderem auch in der Bretagne, der Normandie, in Luxemburg und in Slowenien die Streuobstbäume in Blüte. Europaweit werden Streuobst-Initiativen, ObstverarbeiterInnen, Naturschutzorganisationen, Schulen und Tourismusregionen diesen Tag nutzen, um auf die Streuobstwiesen als Ort der Biodiversität, der Obstvielfalt, der Erwerbsgrundlage, des Genusses und der Erholung und als wichtiger Teil der Kulturlandschaft aufmerksam zu machen.

 

Streuobstprojekte und Aktionen der Bgld. Naturparke quer durchs Land

Streuobstwiesen prägen zur Baumblüte im Frühjahr das Landschaftsbild in burgenländischen Naturparken. Sie gehören in Mitteleuropa zu den Hotspots der Biodiversität. Mit dem Zusammenspiel von über 5.000 Tier- und Pflanzenarten ist die Streuobstwiese ein höchst ausgeklügeltes, funktionierendes System. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Streuobstwiesen dauerhaft entsprechend gepflegt sowie eine attraktive Verwertung des Obsts gewährleistet wird. Dazu ist eine intensive Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung genauso notwendig, wie die Zusammenarbeit mit wichtigen, regionalen Akteuren.

  • Wiedehopf & Streuobst im Naturpark Geschriebenstein-Írottkő: Das markante Federkleid, die auffällige Haube am Kopf, der schmetterlingsähnliche Flug und auch der typische Ruf machen den stark gefährdeten Wiedehopf zu einem unverkennbaren Gast in den Streuobstwiesen. Für die Naturparkschulen wurde daher ein Pädagogisches Programm rund um den Wiedehopf als Charaktervogel des Naturparks und die Vogelwelt erstellt. Ziel des Bildungsmoduls ist es, SchülerInnen allgemeine Informationen rund um den Wiedehopf zu vermitteln. Es sollen sein Aussehen, seine Ökologie, seine Ansprüche und Raumnutzung sowie ausgewählte vogelkundliche Themen den SchülerInnen der Naturparkschulen bekannt sein und der Wiedehopf als Sympathieträger und Charakter-Art wertgeschätzt werden. Die Jungvögel von etwa 12 Nistkästen werden beim geeigneten Alter gemeinsam mit den SchülerInnen mit einer Kombination aus Farbringen beringt und Beobachtungen in der Naturkalender-App gemeldet.
     
  • Der kleine Naschgarten im Naturpark Landseer Berge: Auch der Naturpark Landseer Berge engagiert sich zusammen mit der Naturparkgemeinde Kaisersdorf für das Thema Erhaltung der Streuobstwiesen und pflanzte gemeinsam mit Freiwilligen, Kindern und Gemeindemitarbeitern Obstbäume für die Bevölkerung. Es wurde ein kleiner Naschgarten, mit Großteils alten Obstsorten, erschaffen. Aber nicht nur Obstbäume wurden gepflanzt, auch ein Insektenhotel wurde platziert, damit die bald einziehenden Wildbienen bei der Bestäubung der Blüten helfen können.
     
  • „Bestäuber-Partys“ im Naturpark Raab-Örség-Goričko: Mit Naturparkschulen und dem Naturparkkindergarten wurde zur Bewusstseinsbildung das Projekt „Bestäuber-Partys“ ins Leben gerufen. Dabei dreht sich alles um Bestäuberinsekten und wie wichtig sie für unsere Ernährung sind. Um das hautnah zu vermitteln, schlüpfen die Kinder dabei selbst in die Rolle von Bienen und bestäuben eine wichtige Art im Naturpark Raab, das Kriecherl, händisch. Anfang September wird dann mit denselben Kindern die Ernte der handbestäubten Kriecherln mit jener von insektenbestäubten Kriecherln verglichen, Schlüsse daraus gezogen und die Biodiversität verkostet. Zudem beheimatet der Naturpark das Obstparadies in Kalch: Im Sortengarten wachsen derzeit auf einer Fläche von ca. 1,6 ha, 270 verschiedene Streuobstsorten. Mit diesem Umfang gehört die Sortensammlung zu den größten Sortenerhaltungsgärten in Österreich. Er ist somit nicht nur von burgenländischer, sondern auch von nationaler Bedeutung. Der Sortengarten dient jedoch nicht alleine der Erhaltung der Vielfalt, sondern auch der Vermittlung von Wissen um diese Vielfalt. In Erwachsenenkursen und Seminaren werden die verschiedensten Themen wie z.B. Winterschnitt- und Veredelungskurse behandelt.
     
  • Wie bunt ist deine Streuobstwiese? – Malwettbewerb im Naturpark Rosalia-Kogelberg: Der Naturpark Rosalia-Kogelberg nimmt den ersten europaweiten „Tag der Streuobstwiese“ zum Anlass, einen Malwettbewerb für Kinder zwischen 3-11 Jahren zu veranstalten. Alle Kindergartengruppen und Volksschulklassen in den 13 Naturparkgemeinden sind aufgerufen, ihre schönsten Streuobstwiesen-Kunstwerke an den Naturpark zu senden. Es darf gemalt, gestempelt und geklebt werden, damit viele Bilder entstehen die genauso vielfältig sind, wie die Streuobstwiesen selbst. Von der Blüte bis zum Apfel, dem Schmetterling, der Biene, bunten Wiesenblumen oder vielleicht sogar das Wappentier, der Zwergohreule. Falls noch Inspiration benötigt wird, dürfen gerne naheliegende Streuobstwiesen besucht werden, um zu schauen wie es dort brummt, summt und blüht. Unter allen Einsendungen wird je ein Naturpark-Rucksack mit Gutem aus der Streuobstwiese in der Kategorie „Kindergartengruppe“ und „Schulklasse“ für ein leckeres Picknick verlost.
     
  • Nistkästen für Wiedehopfe im Naturpark in der Weinidylle: Im Naturpark in der Weinidylle sind die landschaftsprägenden Streuobstwiesen sehr eng mit den Weingärten verwoben und prägen gemeinsam den Charakter des Gebietes. Der Wiedehopf ist ein Zugvogel, der sich in warmen Gebieten mit Weingärten und Streuobstwiesen sehr wohl fühlt. Das Gebiet des Naturparks in der Weinidylle bietet dem Vogel daher eigentlich gute Bedingungen. In den letzten Jahren gab es jedoch nur wenige bis keine gemeldeten Nachweise. Um dem entgegen zu wirken wurden Aktionen für den Wiedehopf gestartet. Zum einen wird die Bevölkerung aufgerufen, Sichtungen oder Rufnachweise des Wiedehopfes in der Naturkalender Burgenland App zu melden, zum anderen werden im Naturpark 19 Nistkästen aufgestellt, welche neuen Brutraum bieten.

 

Informationen zum Projekt BANAP

Um auch in Zukunft die biologische Vielfalt zu erhalten wurde das Interregprojekt „BANAP – Balance for Nature and People“ von den Partnern Biosphärenpark Nockberge, Institut für Naturschutz der Republik Slowenien, der Gemeinde Crna, dem Naturschutzbund Steiermark und dem Regionalmanagement Burgenland ins Leben gerufen.

Das gemeinsame Ziel ist der grenzübergreifende Erhalt der Biodiversität in den Projektregionen und daraus resultierend die Erstellung eines gemeinsamen Handbuchs inklusive Aktionsplan Biodiversität. Darin sollen die Maßnahmen der Pilotaktivitäten dargestellt und evaluiert werden und darauf aufbauend Lösungsvorschläge zum Erhalt der Biodiversität in den Pilotregionen erarbeitet werden. Das RMB hat für die Pilotregion Südburgenland das Thema Streuobstwiesen gewählt und wird dazu bewusstseinsbildende Maßnahmen in den Naturparken umsetzen. Durch Pilotaktivitäten gemeinsam mit Naturparkschulen und –kindergärten sollen der Bevölkerung, den Kindern, deren Eltern und Familien die Bedeutung der Streuobstwiesen sowie die Maßnahmen für deren Schutz und Erhaltung bewusstgemacht werden.


Rückfragehinweis:
Regionalmanagement Burgenland GmbH – ARGE Naturparke
DI Thomas Böhm
Tel.: 03357 9010 2477
Email: thomas.boehm@rmb-sued.at 

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