Unsere Natur fährt Hochschaubahn. Einmal Frühling mitten im Winter, dann Kälteeinbrüche im Mai und ein unverkennbarer Trend zur immer zeitigeren Naturentwicklung. Für LandwirtInnen, ImkerInnen, GärtnerInnen, aber auch Erholungssuchende in den Naturparken wird es immer wichtiger zu wissen, wann die Pflanzen zu blühen beginnen, Früchte tragen oder auch wann welche Tiere aktiv sind, um erfolgreich zu wirtschaften und die schönsten Erlebnisse nicht zu verpassen. Die Wissenschaft der Phänologie untersucht dabei Zusammenhänge zwischen dem saisonalen Zyklus von Pflanzen und Tieren und der Witterung. Vor allem Pflanzen wirken dabei als empfindliche Messinstrumentarien der bodennahen Atmosphäre und reagieren mit zunehmend früherer Blüte oder Fruchtreife unmittelbar auf die „ver-rückte“ Temperaturentwicklung der vergangenen Jahre. Mit den in den letzten Jahren produzierten und an die Bevölkerung abgegebenen phänomenalen Naturkalender-Drehscheiben der NÖ Naturparke haben tausende BesucherInnen bereits einen immerwährenden Naturkalender zur Hand und können damit jedes Jahr aufs Neue die Naturentwicklung in den zehn natürlichen Jahreszeiten prognostizieren.
Mit der im Projekt konzipierten und erstellten Naturkalender-App Naturparke NÖ können viele, für die Naturparkregionen typische Tier- und Pflanzenarten fotografiert und eingetragen werden, in welcher Entwicklungsphase sich diese im Moment befinden. Wenn das regelmäßig gemacht wird, wird erkennbar, wie sich die Erderwärmung auf Tiere und Pflanzen auswirkt und welche Zusammenhänge es zwischen jährlicher Witterung und der Vielfalt unserer Lebenswelt gibt. In wenigen Sekunden kann dabei jede Beobachtung und jedes Foto einen wertvollen Beitrag zur Natur- und Klimaforschung in NÖ, in Österreich und der Welt leisten. Denn die Beobachtungen fließen in die europäische, phänologische Datenbank ein, die von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) betreut wird. Damit werden die Daten für die Klimaforschung weltweit nutzbar. Zusätzlich fließen die gesammelten Beobachtungen in ein Computermodell ein, mit dessen Hilfe hunderte niederösterreichische ÖPUL-Betriebe in Jahren mit zeitiger Wiesenentwicklung flexibel und früher mähen können. Somit helfen alle App-NutzerInnen auch den LandwirtInnen, die Wiesen bunt und artenreich zu erhalten. Und Naturbegeisterten helfen die Daten bei der perfekten Planung von Ausflügen zu den schönsten Highlights, wie etwa zu den Frühlingsblühern in der Au oder zur Obstblüte.
Das wichtigste Eingabetool für phänologische Beobachtungen ist die NÖ Naturkalender-App. Die Dokumentation von Beobachtungen wurde neben der App aber auch direkt auf der erstellten Internetseite www.naturkalender-noe.at ermöglicht, damit auch BürgerInnen ohne Smartphone ihre Naturbeobachtungen melden können. Alle über die Smartphone-App oder direkt über die Website eingetragenen Beobachtungen können sofort nach ihrer Eingabe in Echtzeit aufgerufen und miteinander verglichen werden. Des Weiteren wurde mit der sogenannten „Phänologischen Viertelstunde“ eine Anleitung für NaturvermittlerInnen entwickelt, mit deren Hilfe das Thema Phänologie und Naturentwicklung in einer Viertelstunde bei jeder geführten Wanderung und jedem Naturthema vermittelt und die TeilnehmerInnen zur phänologischen Naturbeobachtung begeistert werden können. Um das Thema auch im Zuge der Öffentlichkeitsarbeit bestmöglich zu platzieren, wurden Infokarten produziert und Inserate in Printmedien geschalten.