Zum Inhalt springen

AA AA AA

Foto: Ewald Neffe

Foto: Archiv Naturpark Weißbach

Foto: Ewald Neffe

Landschaften voller Tatkraft

Ein Naturkalender und österreichweiter Aktionstag, Biodiversitätsexperten in den Managements sowie ein Rezeptkarten-Set und eine Plakatserie sind erste Ergebnisse einer gemeinsamen Strategie der Österreichischen Naturparke zum Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt – die noch viele weitere Früchte tragen wird

Almbewirtschaftung mit vollem Einsatz, Foto: Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen

Lebensraum für eine vielfältige Fauna und Flora, Foto: Franz Kovacs

Von Kühen beweidete Alm, Foto: Naturpark Riedingtal in Zederhaus

Über 100 Naturpark-Schulen und 50 Naturpark-Kindergärten gibt es mittlerweile in Österreich, Foto: Franz Kovacs

Natur- und Landschaftsvermittlung ist wesentliches Bildungsinstrument in den Naturparken, Foto: Robert Heuberger/Naturparke Kärnten

Die Pöllauer Hirschbirne g.U. hat es geschafft, als regionale Besonderheit bis in internationale Kreise der Europäischen Union vorzudringen, Foto: Ewald Neffe

Kanufahrten sind nur eine der unzähligen naturverträglichen Freizeitaktivitäten in Naturparken, Foto: Franz Kovacs

Dieser Artikel enstand mit Umterstützung von Bund und Europäischer Union

Annähernd 45.000 Tierarten und beinahe 3.500 Farn- und Blütenpflanzen besiedeln die verschiedenen Landschaftstypen in Österreich. Viele dieser Arten sind jedoch zunehmend gefährdet. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich – manche verlieren ihren Lebensraum, andere fallen der intensiven Landwirtschaft zum Opfer und wieder andere werden von gebietsfremden Arten verdrängt. Um dem entgegenzuwirken, wurde vom zuständigen Bundesministerium 2014 die „Biodiversitäts-Strategie Österreich 2020+“ veröffentlicht. Diese nationale Strategie basiert im Wesentlichen auf ihrem europäischen Pendant und umfasst insgesamt zwölf Ziele. In unterschiedlichen Bereichen soll so die biologische Vielfalt, welche ja auch essenzielle Lebensgrundlage für uns Menschen ist, geschützt werden.

Den Naturparken, mit ihrem Auftrag den Naturraum durch nachhaltige Nutzung in seiner Vielfalt zu sichern und die traditionelle Kulturlandschaft zu erhalten, kommt hier eine wichtige Rolle zu. Denn die 46 Österreichischen Naturparke, welche rund 6% der Landesfläche einnehmen, beherbergen allesamt besonders artenreiche Kultur- und teilweise auch Naturlandschaften. Die Charakterarten der jeweiligen Naturparke klingen wie das „Who is who“ der seltenen, außerordentlich schönen und speziell schützenswerten Vertreter der Flora und Fauna Österreichs, um nicht zu sagen Europas. Die enorme Zahl an Pflanzen und Tieren ist allerdings nur möglich, wenn auch eine reich strukturierte und vernetzte, vielfältige Landschaft mit verschiedenen Groß- und Kleinlebensräumen vorhanden ist.

 

Eine gemeinsame Strategie für die Vielfalt Österreichs

Diese Verantwortung wahrnehmend, hat der Verband der Naturparke Österreichs (VNÖ) 2014 in einem mehrstufigen Prozess eine Biodiversitäts-Strategie für Naturparke erarbeitet. Unter aktiver Einbindung von Naturpark-Akteuren aus ganz Österreich entwickelte man eine auf den Zielen der europäischen und nationalen aufbauende Strategie. Dabei will man sich das gewaltige, generationenübergreifende Naturschutz-Netzwerk der Naturparke zu Nutze machen: Die Basis bilden rund 500.000 Bürger in über 200 Naturpark-Gemeinden. In diesen wirken und werken mehr als 400 im Naturpark-Management und in der Naturvermittlung tätige Personen, knapp 10.000 Kinder und Jugendliche in Naturpark-Schulen und -Kindergärten sowie viele weitere Partner (z. B.: Land- und Forstwirte, Beherbergungsbetriebe und Tourismusanbieter).

 

Tatkräftiger Einsatz in sieben Bundesländern

Seither haben die Naturparke ihr Engagement für die biologische Vielfalt intensiviert, und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Denn die Maßnahmen sind beinahe so vielfältig, wie die biologische Vielfalt selbst: So wurden in der Steiermark Biodiversitäts-Experten angestellt, welche die Naturpark-Managements fachkundig in ihrer Arbeit unterstützen. Dies geschah auch im Burgenland, wo heuer zudem eine Naturakademie gegründet wurde. In Kärnten widmete man sich in den vergangenen Jahren intensiv der Bekämpfung von Neophyten (also gebietsfremder Pflanzen, wie der Japanische Staudenknöterich) sowie Schmetterlingen und ihren Lebensräumen. In Österreichs größtem Naturpark, dem Naturpark Karwendel, arbeitet man in ähnlicher Weise daran, die Lebensräume von teils gefährdeten Vögeln zu schützen. Ein anderes, für die biologische Vielfalt wichtiges Thema, dem sich die Tiroler Naturparke angenommen haben, betrifft die „richtige“ Almbewirtschaftung. Diese spielt auch in den Salzburger Naturparken eine wichtige Rolle, da viele Arten nur durch das symbiotische Zusammenwirken mit dem Menschen in diesem speziellen Lebensraum weiterhin bestehen können. Hier engagiert man sich auch für Wildbestäuber und vermittelt deren hohe Bedeutung in eigenen Kursen. Überhaupt arbeiten die Naturparke intensiv an der Bewusstseinsbildung für die Biodiversität. In Oberösterreich etwa wurden hierfür eigens ein Magazin und eine neue Website geschaffen.

Ein äußerst innovativer Ansatz, der zugleich zur Weltklimaforschung beiträgt, ist der sogenannte „Naturkalender“, welchen es mittlerweile im Burgenland, der Steiermark, Ober- und Niederösterreich gibt: Schüler, Gäste und Naturpark-Bewohner erforschen dabei Klimaveränderungen, indem sie Aktivitäten ausgewählter Tier- und Pflanzenarten beobachten. Diese reagieren teilweise sehr empfindlich auf Witterungen und Temperaturveränderungen. So wird das Thema Klimaveränderung und ihre Auswirkungen auf die biologische Vielfalt veranschaulicht und die Bevölkerung der Naturparke aktiv einbezogen. Die Beobachtungen werden via App an die phänologische Datenbank Europas übermittelt, die von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) betreut wird. Den „Naturkalender“ gibt es übrigens auch völlig „offline“: Mit der kostenlos erhältlichen „phänomenalen Drehscheibe“ hat man stets seinen ganz persönlichen Naturkalender bei der Hand und kann jedes Jahr aufs Neue die Naturentwicklung in den zehn natürlichen Jahreszeiten prognostizieren.

 

Österreichweite Aktionen der Naturparke

Diese Liste an Aktivitäten auf Naturpark- und Landesebene ließe sich noch lange fortsetzen. Und auch auf Bundesebene geschah vieles – insbesondere im Bereich der Bewusstseinsbildung. Beispielsweise wurde ein jährlich stattfindender österreichweiter Aktionstag der Naturpark-Schulen und -Kindergärten ins Leben gerufen, bei dem sich Klein wie Groß mit bestimmten Facetten der Tier- und Pflanzenwelt befassen. Auch im Bereich der Landwirtschaft wurde die Sensibilisierung für das Thema forciert: In ganz Österreich fanden Fortbildungen statt, im Rahmen derer der Zusammenhang zwischen Lebensräumen, traditioneller Bewirtschaftung und schmackhaften Produkte vermittelt wurde. Um dies auch kulinarisch zu verdeutlichen, wurde ganz nach dem Motto „Naturschutz, der schmeckt“ ein Rezeptkarten-Set herausgebracht. Überhaupt veröffentlichte man jede Menge Informationsmaterial, das die hohe Bedeutung der Biodiversität kommuniziert – zuletzt sogar eine österreichweite Plakatserie, bei der jeder Naturpark sich mit seinen Besonderheiten präsentierte.

Mit ihrem vielfältigen Engagement nehmen die Naturparke eine gestaltende und zukunftsweisende Rolle für den Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt in Österreich ein.

Top